Vorpreschen statt absprechen: Emmanuel Macron gefährdet den westlichen Zusammenhalt in Sachen Ukrainekrieg.
Vorpreschen statt absprechen: Emmanuel Macron gefährdet den westlichen Zusammenhalt in Sachen Ukrainekrieg.
via REUTERS/LUDOVIC MARIN

Dass sich Emmanuel Macron in Sachen Ukraine regelmäßig mit seinen Partnern abspricht, bevor er an die Öffentlichkeit geht, muss bezweifelt werden. Das wurde wieder einmal deutlich, als der französische Präsident in einem TV-Interview bestätigte, "keine Option ausschließen" zu wollen. Damit antwortete er auf eine Journalistenfrage, ob er die Entsendung von Nato-Bodentruppen in die Ukraine unter bestimmten Umständen tatsächlich in Betracht ziehen würde. Es war also doch nicht bloß so dahergeplappert, was er schon vor Tagen einmal so gesagt hatte.

Das "Kreml-Regime" stelle für die Europäer eine "existenzielle Bedrohung" dar, stellte Macron fest. "Russland ist eine Macht der Destabilisierung." So weit ist man im Westen wohl einer Meinung, und Macrons aktuelles Interview dürfte die Spannungen zwischen Paris und Berlin leicht entschärft haben – denn ungesagt ging daraus hervor, dass es Macron nicht darum geht, den Kurs der deutschen Regierung anzuprangern: Er will ganz einfach kohärent sein.

Überrumpelte Verbündete

So stringent Macrons Ausführungen großteils auch wirken mögen: Sie machen fast vergessen, dass sie mit den westlichen Alliierten keineswegs abgesprochen sind. Und das passiert nicht zum ersten Mal: Macron überrascht, ja überrumpelt seine Verbündeten immer wieder. Das befördert ausgerechnet in hochsensiblen Zeiten Spaltungstendenzen innerhalb der Nato. Diese hatte Macron auch schon einmal, vor dem Ukrainekrieg, für "hirntot" erklärt. Schon damals hatte er Unruhe statt Frieden gestiftet. (Stefan Brändle, 15.3.2024)