Wenn Politikerinnen und Politiker weitblickendere Ideen formulieren – von Visionen wagt man gar nicht zu sprechen –, dann schlagen ihnen seitens von Öffentlichkeit, Experten und politischem Mitbewerb oft zwei Wellen des Widerstands entgegen: erstens der Verweis auf die Realisierbarkeit, zweitens auf die Finanzierbarkeit. Entsprechend viel Kritik bekommt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger auf ihren Vorschlag, jeder und jedem 18-Jährigen im Land 25.000 Euro als Grunderbe zukommen zu lassen. Voraussetzung ist, dass das Geld langfristig in Bildung oder Immobilien angelegt wird.

Technisch wäre es kein Problem, dass das Geld nur langfristigen und sinnvollen Projekten zugutekommt – etwa einem Studium.
Technisch wäre es kein Problem, dass das Geld nur langfristigen und sinnvollen Projekten zugutekommt – etwa einem Studium.
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Dabei ist die Idee überlegenswert. Aufgrund der Alterung der Gesellschaft werden immer mehr junge Menschen in den nächsten Jahren in den Genuss einer Erbschaft kommen – und viele andere nicht. Unverdient finden sich die Erben in einer besseren Lebenssituation mit höheren Chancen wieder. Eine Art Startkapital für alle Jungen sorgt zwar nicht für Chancengleichheit, nähert sich ihr aber an.

Auch dass Meinl-Reisinger ihre Idee darum erweitert, die Summe etwaiger Erbschaften von den 25.000 Euro abzuziehen, ist sinnvoll – dann käme das Geld nämlich nicht jenen zugute, die es ohnehin finanziell gut erwischen. Technisch und verwaltungsmäßig ließe es sich zudem leicht bewerkstelligen, dass das Grunderbe nicht in kurzfristigem Konsum versandet, etwa über die Finanzämter. Kurzum: Nicht jede Idee ist schlecht, nur weil sie nach Vision klingt. (Joseph Gepp, 15.3.2024)