Frauenhände, Karten, Kerzen
Karten legen: Okkultismus oder einfach nur gute Unterhaltung?
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Pro

Selbsterkenntnis, die richtige Abzweigung erwischen, zum rechten Zeitpunkt ein deutliches Ja oder eben ein bewusstes Nein sagen. Und überhaupt, wenn es Zukunft nur im Plural gibt, wo geht’s hier in welche Zukunft? Komplexe und komplizierte Fragen. Das lässt sich natürlich alles bestens ignorieren – der Job, die Family, die Pflichten lassen ja eh kaum Luft, es muss rennen. Jeden Tag.

Interessanter als bloße Ignoranz ist aber doch, die Sache von allen möglichen Seiten zu betrachten. Was sagt die Astrologie? Was sagen die Karten? Das ist Me-Time zum Überlegen. Eine schöne Chance, sich auch mal andere Augen auszuborgen. Dazu muss frau sich nicht als Hexe definieren, nicht bei Witch-Tok dabei sein oder mit dem Küchen­besen reden. Es ist nicht gleich die schiefe Bahn in den Okkultismus, aus dem Tarot eine Tageskarte zu ziehen und darüber ein bisschen nachzudenken.

Es ist keine noch nicht ausdefinierte Krankheit, jemanden zu konsultieren, der Karten legen kann. Es gibt so viele Wege ins Paradies der Erkenntnis. (RONDO, Karin Bauer, 2.4.2024)

Kontra

Es ist zu einer Tradition geworden: Beim ersten Treffen des Jahres mit meinen Freunden legen wir uns die Karten und schauen, was die nächsten zwölf Monate so bringen. Es geht dabei vor allem um den Unterhaltungsfaktor. So wirklich glaubt niemand aus der Gruppe an die weissagende Macht der Tarotkarten. Doch dann kam der Turm.

Schon allein die Visualisierung dieser Karte verheißt nichts Gutes: Ein Blitz schlägt in einen Turm ein, aus dessen Fenster lodern Flammen, Menschen stürzen mit erschrockenem Gesicht in die Tiefe. Die Erklärung zu der Karte macht die Sache nicht besser: "Plötzliche Erschütterung, Zusammenbruch bisheriger Lebensstrukturen". Das Jahr 2023 schien für mich unter keinem guten Stern zu stehen.

Meinen Freunden gegenüber tat ich die Prognose als esoterischen Humbug ab. Doch das ganze Jahr über sah ich immer wieder die Horrorkarte vor meinem inneren Auge. So wartete ich auf ein großes Unheil. Es blieb zum Glück aus. Die Sorgen hätte ich mir sparen können. Dieses Jahr verzichtete ich übrigens auf den "Spaß" mit den Karten. (RONDO, Michael Steingruber, 2.4.2024)