Beyonce
Reiten in die County-Charts Beyonce.
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Jodeln tut sie nicht. Auch ob sie des Lassowerfens fähig ist, bleibt ungeklärt. Ansonsten bestätigt Beyoncé mit ihrem neuen Album, dass sie zu den großen Playern der Popmusik gehört. Es heißt Cowboy Carter, ist am vergangenen Freitag erschienen und zeigt eines: Beyoncé schielt nicht bloß auf die nächste Hitsingle; dass sie als erste schwarze Frau in den US-Country-Charts auf Platz eins stürmte, ist eher eine Form des Kollateralsegens. Die Anliegen der 42-jährigen Texanerin sind größer.

Cowboy Carter hinterfragt das Klischee der Country-Musik als genuin weiße Kunst. Denn das Genre hat mindestens so viele schwarze Ursprünge wie weiße. Damit hat sie sich aufs weite Feld der oft sinnlosen Kulturkämpfe aufgemacht, wobei sie klar im Recht ist.

Erregte Konservative

Das Album ist der zweite Teil einer als Trilogie angelegten Veröffentlichungsserie. Widmete sich das 2022 erschienene Album Renaissance der schwarzen (schwulen) Clubkultur, konfrontiert sie nun das tendenziell konservative Country-Publikum mit dem schwarzen Einfluss auf die Kuhhirtenmusik. Die kommt oft als zart unterbelichteter US-Schlager daher und besingt wie der deutsche Schlager eine heile Welt, die es so nie gegeben hat.

Beyoncé ist in den USA längst eine gesellschaftspolitische Kraft. Sie und der ihr angetraute Shawn Corey Carter alias Jay-Z sind im Pop, was Michelle und Barack Obama in der Politik waren: Advokaten für alle Schwarzen.

rauhlren

Beyoncés Veröffentlichungen sind deshalb mehr als nur Musik. Sie behandeln übergeordnete Themen wie Geschichtsbilder, Macht, Feminismus – gewürzt mit der im Mainstream-Pop obligatorischen Unterbekleidetheit. Selbst bei Beyoncé hört das Auge mit.

Dabei ist die Mutter dreier Kids nicht fehlerlos. Der ihr Album The Lion King: The Gift begleitende Film Black Is King geriet 2020 arg in die Kritik, weil er als Kitschorgie ein Afrikabild transportierte, wie es von den Kolonialherren stammen könnte.

Superstar, aber nicht perfekt

Und als sie im vergangenen Jahr für kolportierte 24 Millionen Dollar ein privates Konzert in Dubai gab, hieß es, sie sei eine Heuchlerin. Sie propagiere die schwule Clubkultur, trete aber, wenn die Gage stimme, sogar in Ländern auf, in der Homosexualität unter Strafe steht. Ein Superstar mit Makeln – also bis auf die Zuschreibung "Superstar" und den Kontostand ein Mensch wie alle anderen. (Karl Fluch,1.4.224)