Rohbau
Das Lamarr-Kaufhaus auf der Wiener Mariahilfer Straße hätte ursprünglich im Frühjahr 2025 öffnen sollen.
APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Der Rohbau des Luxuskaufhauses Lamarr auf der Wiener Einkaufsmeile Mariahilfer Straße stößt auf reges Interesse bei potenziellen Käufern im In- und Ausland. Das sagte der Masseverwalter der insolventen Projektgesellschaft, Clemens Richter, am Mittwoch zur APA. Der Verwertungsprozess sei "voll im Gange", einen Zeitplan oder Details zu den Bietern könne er aber nicht nennen. In der Branche geht man davon aus, dass mehr als 30 Bieter an dem Projekt interessiert sind. Der Handelskonzern Spar zählt laut eigenen Angaben zuletzt nicht dazu.

Zu Wort meldete sich Richter im Anschluss an die Prüfungs- und Tagsatzung bei der zahlungsunfähigen Kaufhaus-Errichtungsgesellschaft Mariahilfer Straße 10–18 Immobilien GmbH. Die zur Signa-Gruppe gehörende Projektgesellschaft ist Eigentümerin der Liegenschaft auf der besucherstarken Geschäftsstraße, musste im Februar aufgrund der Pleite der Signa Prime allerdings Konkurs anmelden. Das mehrstöckige Kaufhaus, das nach der aus Wien stammenden Hollywood-Diva und Erfinderin Hedy Lamarr benannt ist, hätte ursprünglich im Frühjahr 2025 öffnen sollen.

"Möglichst großer Bieterkreis" als Ziel

Ziel sei es, "einen möglichst großen Bieterkreis in einem transparenten Verkaufsprozess anzusprechen", berichtete auch der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) mit Verweis auf Angaben des Masseverwalters. Laut AKV und dem Kreditschutzverband 1870 (KSV 1870) wurden im Konkursverfahren bisher 340 Millionen Euro an Forderungen angemeldet, davon anerkannt wurden vom Masseverwalter Verbindlichkeiten in Höhe von 174 Millionen Euro. Die Gläubigerschützer gehen allerdings davon aus, dass sich die Forderungsanmeldungen noch erhöhen werden.

Die insolvente Lamarr-Gesellschaft gehört zu jeweils 50 Prozent der Signa Prime Capital Invest GmbH – einer Tochter der ebenfalls zahlungsunfähigen Signa Prime Selection – und der Skyred Holding 9 mit Sitz in Luxemburg, einem Tochterunternehmen der thailändischen Central Group, die auch an anderen Signa-Luxusimmobilien beteiligt ist und selbst Kaufhäuser, Restaurants und Hotels betreibt.

Mehr als 100 Insolvenzen in Österreich und Deutschland

Die APA hat indes die Insolvenzen einzelner Signa-Gesellschaften untersucht. Neben zwölf Insolvenzen, mit denen das taumelnde Immobilienunternehmen in Österreich in Verbindung steht, sind es in Deutschland demnach samt dort gesetzlich auch möglicher "vorläufiger Insolvenzen" mehr als 100.

Neben den zuletzt erfolgten Insolvenzen der Familie Benko Privatstiftung und von Rene Benko als Unternehmer sind laut Angaben des Gläubigerschutzverbands Creditreform zehn weitere Firmen aus dem Signa-Umfeld, wie bekanntermaßen etwa die Developement Selection und die Prime Selection sowie die Signa Holding als "Mutterschiffe" der Gesellschaft.

Dazu kommen die Signa Hospitality GmbH, Informationstechnologie GmbH, Real Estate Management GmbH, REM Transactions GmbH und SFS Austria GmbH sowie die Lamarr-Rohbau-Firma (Projektgesellschaft) Mariahilfer Straße 10-18 Gmbh. Darüber hinaus ist auch die Burgenland Jagdpachtgesellschaft mbH insolvent und gehört zum früher oft als Imperium bezeichneten Firmennetzwerk.

In Deutschland, wo die Signa auch intensiv tätig war, ist die Lage schwieriger zu überblicken. Das liegt nicht nur an der Zahl der insolventen Gesellschaften, sondern auch an einer anderen Rechtslage rund um "vorläufige Insolvenzen", die es in Österreich nicht gibt. Per feststellbarem Letztstand wurden laut Creditreform insgesamt 103 Insolvenzverfahren in Deutschland eingereicht – wovon aber zuletzt nur sieben Verfahren auch tatsächlich eröffnet worden waren. Der Rest sind "vorläufige Insolvenzverfahren", in denen es noch eine Einigung mit den Gläubigern geben könnte. (APA, red, 3.4.2024)