Am 7. Oktober wurden mehrere Generationen ganzer Familien getötet, etwa jene Angehörigen der FamilieKutz im Kibbuz Kfar Aza, die zehn Tage später beerdigt wurden. Beim Terrorangriff der Hamas lag Israel so verwundbar da, wie es niemand für möglich gehalten hätte.
AFP/OREN ZIV

Als in den Morgenstunden des 7. Oktober die ersten Meldungen über dutzende nach Israel eindringende Terroristen aus Gaza einlangten, war die Fassungslosigkeit groß: Niemand hatte gedacht, dass die so massiv überwachte Grenze Israels zum Gazastreifen einfach von ein paar Männern mit Motorrädern und Motorglidern überwunden werden könnte. Und da ahnte noch niemand, dass es mehrere Tausend Männer waren, die brandschatzten, mordeten, Frauen vergewaltigten und Kinder und Alte in ihre Gewalt brachten. Israel lag plötzlich so verwundbar da, wie es niemand für möglich gehalten hätte – nicht einmal die Israelis selbst.

Sechs Monate später kann man daraus die Lehre ziehen, dass es noch mehr Kontrolle braucht, noch mehr militärische Gewalt – dass Israel am besten Gaza besetzen und die Menschen dort in Enklaven zurückdrängen sollte, um zu verhindern, dass sich einige von ihnen zu Terroristen erklären und Israel überfallen. Dieses Modell wurde im Westjordanland jahrzehntelang erprobt – mit hohen Kosten für die Freiheit der Palästinenser und die Sicherheit aller.

Politische Lösung

Besser also, man schließt daraus, dass die härteste Hand, die schärfsten Kontrollen keinen Schutz bieten, solange es keine politische Lösung gibt. Es gibt auf beiden Seiten Kräfte, die das längst verstanden haben. Was fehlt, sind politische Führungen, die solche Schritte wagen. Es erfordert Mut, neue Wege zu riskieren – viel mehr Mut als jeder Kriegsplan. (Maria Sterkl, 7.4.2024)