Rauchende Schlote im Sonnenuntergang
Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre liegt heute 50 Prozent über dem Wert in der vorindustriellen Zeit.
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Die Werte der drei wichtigsten menschenverursachten Treibhausgase sind im vergangenen Jahr weiter angestiegen. Kohlenstoffdioxid, Methan und Distickstoffmonoxid (bekannt als Lachgas) sind damit nach wie vor auf Rekordkurs – entgegen weltweit ambitionierter Klimaziele, die eine deutliche Reduktion vorsehen.

Wie globale Messungen der US-Klimabehörde NOAA zeigen, stieg die Konzentration von CO2 auf 419,3 ppm (parts per million) im Jahresdurchschnitt, das bedeutet einen Anstieg von 2,8 ppm über das Jahr 2023. Einzelne Höchstwerte lagen deutlich höher: Am 1. Juni wurde etwa auf einer Messstation auf Hawaii ein Tageswert von rund 425 ppm registriert, das war ein Maximum seit Millionen von Jahren. Im März 2024 wurden an der gleichen Stelle auf dem Vulkan Mauna Loa übrigens bereits 425,38 ppm gemessen.

CO2 wie im Pliozän

Auch in Österreich wurden im vergangenen Jahr Rekordwerte verzeichnet. Im April lag das Monatsmittel am Sonnblick-Observatorium in 3.100 Meter Seehöhe bei 425,3 ppm, so hoch wie noch nie seit Messbeginn. Insgesamt sind die Treibhausgasemissionen in Österreich allerdings zum zweiten Mal in Folge gesunken, wie aktuelle Berechnungen ergeben haben.

Weltweit ist jedoch kein Abwärtstrend in Sicht. Auch wenn die CO2-Anstiege in den Jahren 2015 und 2016 noch höher waren – 2023 war das zwölfte Jahr in Folge, in dem die Konzentration um mehr als zwei ppm anstieg. Der CO2-Anteil in der Atmosphäre ist nun um 50 Prozent höher als in der vorindustriellen Zeit, heißt es vonseiten der NOAA, welche die Daten von mehr als 15.000 Luftproben von Stationen rund um den Globus auswertet. Vermutlich seien neben der weiter anhaltenden Verbrennung von fossilen Treibstoffen, den Emissionen aus der Tierhaltung und den Folgen der Abholzung auch verstärkt Emissionen durch Waldbrände verantwortlich. Dazu komme der Übergang zu einer El-Niño-Phase im Vorjahr. 2023 war das bisher heißeste Jahr in der gesamten Messgeschichte, und nach wie vor jagt ein Hitzerekord den nächsten.

Die CO2-Menge, die sich heute in der Erdatmosphäre befindet, sei vergleichbar mit dem Stand von vor 4,3 Millionen Jahren, heißt es von der NOAA. Während des mittleren Pliozäns lag der Meeresspiegel etwa 30 Meter höher als heute – und die arktische Tundra war mit Wäldern bedeckt.

Grafik
Weltweiter Anstieg: Die Grafik zeigt den jährlichen Anstieg von C02-Konzentrationen in der Luft. Die horizontalen Linien zeigen den Schnitt über ein Jahrzehnt.
NOAA GML

Rätsel um Methan-Anstieg

Methan (CH4), das zweite der schädlichsten Treibhausgase, kommt zwar weniger häufig vor als CO2 und verschwindet auch schneller wieder aus der Atmosphäre, ist aber weitaus klimaschädigender, weil es die Wärme stärker in der Atmosphäre bindet. Die Methankonzentration stieg der NOAA zufolge 2023 auf durchschnittlich 1.922,6 ppb (parts per billion). Das ist der fünfthöchste Wert seit Beginn des erneuten Methan-Anstiegs im Jahr 2007. Die Methankonzentration in der Atmosphäre liegt jetzt mehr als 160 Prozent über dem vorindustriellen Niveau.

Die Gründe für den raschen Anstieg der Methankonzentration ab 2007, der einer Phase der Konsolidierung seit den späten 1990er-Jahren gefolgt war, sind nach wie vor nicht restlos geklärt. Studien gehen davon aus, dass der Großteil aus erhöhten Methanemissionen durch die Viehwirtschaft, Abfälle und Feuchtgebiete resultiert. Eine veränderte Zusammensetzung der Isotope im Methan weist darauf hin, dass die Methanemissionen von biologischen Quellen stark ansteigen – was wiederum eine Folge der Klimaerwärmung und aufgeheizter Feuchtgebiete sein könnte.

Das dritte bedeutende Treibhausgas ist Distickstoffmonoxid oder Lachgas, das hauptsächlich beim Einsatz von Stickstoffdüngern und Gülle infolge der Ausweitung und Intensivierung der Landwirtschaft ausgestoßen wird. 2023 stiegen die Werte um ein ppb auf 336,7 ppb. Damit liegt die Lachgaskonzentrationen um 25 Prozent über dem vorindustriellen Niveau von 270 ppb.

Folgen für Ozeane

Die aktuellen Daten bestätigen die erheblichen Veränderungen in der Zusammensetzung der Atmosphäre insbesondere während des vergangenen Jahrzehnts. Am bedeutendsten ist dabei nach wie vor Kohlenstoffdioxid. Etwa die Hälfte aller bisher ausgestoßenen CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen wurde von der Erdoberfläche absorbiert, und zwar zu etwa gleichen Teilen von den Ozeanen und den Ökosystemen an Land, wie Grasland und Wäldern. Das von den Weltmeeren aufgenommene CO2 trägt zur Versauerung der Ozeane bei, was zu einer grundlegenden Veränderung der Meereschemie führt und weitreichende Auswirkungen auf den Lebensraum hat. Die Ozeane haben außerdem schätzungsweise 90 Prozent der Wärme, die durch Treibhausgase in der Atmosphäre entstanden ist, absorbiert.

"Wie diese Zahlen zeigen, haben wir noch immer eine Menge zu tun, um bedeutende Fortschritte zu machen bei der Reduzierung der Treibhausgase", kommentiert Vanda Grubišić, bei der NOAA verantwortlich für die Messung, die Ergebnisse. Die Forschung warnt seit langem, dass nur eine rasche Abkehr von Treibhausgasemissionen die Klimakrise eindämmen kann. (Karin Krichmayr, 9.4.2024)