Die ÖVP hat uns zuletzt mit jeder Menge Stoff zum Nachdenken verwöhnt – und sie verwöhnt uns noch. Mag schon sein, dass sich in der wirklichen Welt unser Umgang mit der Umwelt rächt; mag schon sein, dass sich ein Spionagefall der Sonderklasse auftut; mag schon sein, dass die Koalition die Inflation noch immer nicht im Griff hat – mag alles sein. Viel erbaulicher, als über derlei Unannehmlichkeiten nachzudenken, ist es doch, das erhabene Ganze zu erforschen.

Blasinstrumente
Leitkultur? Die Blasmusik gehört fix dazu, findet die ÖVP.
imago stock&people

Und so beglückte uns die Kanzlerpartei mit der Aufforderung "Glaub an Österreich", dann mit ihrem "Österreichplan". An der Frage, was denn "normal" sei, haben wir uns ebenso abgearbeitet wie an der Verortung der "Mitte". Nun soll eine Leitkultur auch noch her. Die Blasmusik gehört dazu, als "Kulturmerkmal", wie der ÖVP-Generalsekretär weiß.

Doch mit den Folgen hat die ÖVP wohl nicht gerechnet. Flugs verwahrte sich der Präsident des Österreichischen Blasmusikverbands gegen die politische Vereinnahmung und hielt in einer Aussendung Erfreuliches sympathisch fest: In der Blasmusik spielten "Menschen aller Geschlechteridentitäten, aller Altersgruppen und aller sozialen Schichten"; auch "Menschen mit Beeinträchtigungen" seien willkommen. Und: In einer Musikkapelle "ist es egal, woher ein Mensch stammt, welchen Glauben er hat und mit welcher politischen Richtung er liebäugelt", alle seien gleich viel wert. Touché, ÖVP. Fanfare für die Blasmusik! (Renate Graber, 9.4.2024)