Fallout Serie
Lucy ist eine von drei Hauptfiguren, deren Blick auf die zerstörte Welt genauer beschrieben wird.
Amazon Prime Video

Wenn eine neue Serie auf einem Videospiel basiert, dann schreckt das viele Menschen ab. Vielleicht, weil sie keine Videospiele mögen oder diese nicht gespielt haben und deshalb befürchten, inhaltlich etwas zu verpassen. Netflix und Amazon, die in den letzten Jahren immer stärker auf digitale Spiele als Vorlagen gesetzt haben, wissen mittlerweile immer öfter, wie man den Stoff streamingtauglich einer großen Zielgruppe präsentieren muss. Im Idealfall wird dabei das Basismaterial respektiert, damit man auch die bestehenden Fans nicht verprellt.

Bei der am Donnerstag gestarteten Amazon-Prime-Video-Serie "Fallout" ist dieses Kunststück erneut gelungen. Zwar wird das Setting der Spiele, die sich seit 1997 viele Millionen Mal verkauft haben, als Basis herangezogen, die Figuren und die Geschichte sind allerdings völlig neu, weshalb auch Quereinsteiger keine Angst haben müssen, den flimmernden Bildern inhaltlich nicht folgen zu können.

Nach dem Atomkrieg

Es beginnt alles ganz harmlos. Auf einer Kinderparty in einem alternativen Los Angeles des Jahres 2077 unterhält der Schauspieler Cooper Howard (Walton Goggins) die anwesenden Kinder mit Pferd und Cowboykostüm. Als er gerade mit seiner ebenfalls anwesenden Tochter spricht, sieht man im Hintergrund Atombomben aufschlagen. Während sich ein Teil der Anwesenden in einen Atomschutzbunker rettet, versucht Howard mit seinem Nachwuchs auf dem Pferd vor der Explosion davonzureiten.

Die nächste Szene entführt die Zuschauerinnen und Zuschauer in das tatsächliche Setting der Serie, die nicht umsonst "Fallout" heißt. 219 Jahre nach dem Atomkrieg ist die Gesellschaft in einer für uns retrofuturistischen Welt gefangen. In den unterirdischen Silos, auch Vaults genannt, leben die ehemals Gutsituierten, die sich retten konnten und unterirdisch mit Wasser und Lebensmitteln versorgt sind. In die Oberwelt geht man nicht, da dort viele Gefahren warten. Die junge Lucy MacLean (Ella Purnell) wird allerdings nach einem Vorfall in ihrem Vault 33 dazu gezwungen, und damit beginnt das Abenteuer, das noch weitere Hauptfiguren gleich in der ersten Folge einführt.

Fallout Serie
Die Ästhetik entspricht sehr akkurat jener der Videospiele.
Amazon Prime Video

Starke Leistungen

Die Stärken der Serie sind schnell ausgemacht. Da wäre zum einen das ungewöhnliche Setting, Irgendwo zwischen Westernromantik und einer Zukunft angesiedelt, die technologisch hinter unserer Gegenwart liegt. Dazu ein Grammofon-getragener Soundtrack und starke Leistungen der beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler. Vor allem Goggins, MacLean und auch Aaron Clifton Moten, der die dritte Hauptfigur Maximus verkörpert, füllen ihre Figuren schnell mit Leben und ganz individuellen Geschichten, die dem Zuseher wohl aus ganz unterschiedlichen Gründen schnell ans Herz wachsen. Auch die ungewöhnlichen Storywendungen und die teilweise absurd brutal in Szene gesetzten Actionsequenzen gestalten die Reise mit Lucy und den anderen Figuren kurzweilig.

Dabei orientiert man sich nie sklavisch an der Vorlage, wie das etwa "The Last of Us" getan hat, sondern erzählt eine ganz eigene Geschichte in einem Setting, das in der Serienwelt nicht so abgenutzt wirkt wie so manch anderes. Wer die Spiele allerdings kennt, wird ganz viele Anspielungen finden, Schauplätze erkennen und natürlich die generelle Inszenierung der Welt als vertraut empfinden.

Als Showrunner agiert Geneva Robertson-Dworet, die zuletzt auch für "Captain Marvel" und "Tomb Raider" in dieser Rolle tätig war und offenbar gerne mit Material arbeitet, das starke Frauen mitbringt. Als Produzent und Regisseur für die ersten drei Folgen konnte Jonathan Nolan gewonnen werden, der Bruder von Christopher Nolan, der sich in Hollywood vor allem durch starke Drehbücher ("Interstellar", "Westworld", "The Dark Knight") über die Jahre einen Namen machen konnte.

Fallout – Offizieller Trailer | Prime Video
Amazon Prime Video Deutschland

Fazit

Auch wenn der Serie in der letzten Folge ein wenig die Luft ausgeht und bestimmte Fragen nicht beantwortet werden, sind es acht kurzweilige Folgen, deren Ansehen sich lohnt. Starke Performances, eine interessante Welt und die Möglichkeit, die Serie ab Tag eins am Stück zu schauen, sprechen dafür, dass viele einen Blick auf "Fallout" werfen sollten – auch wenn man die namensgebenden Videospiele nicht gespielt hat. (aam, 11.4.2024)