Innsbruck – Eigentlich sei es kein Wahlkampfabschluss, sondern nur eine "Wahlkampfpause": Die FPÖ-Innsbruck zeigt sich am Samstag zuversichtlich, dass Spitzenkandidat Markus Lassenberger bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag genügend Stimmen erhalten werde, um in zwei Wochen wieder am Wahlzettel zu stehen.

Viele valide Umfragen hat es im Vorfeld der Wahl nicht gegeben. Eine im Auftrag der Grünen sieht Lassenberger bei der Bürgermeisterfrage auf Platz eins. Laut einer weiteren Umfrage der Bezirksblätter steht die FPÖ auch im Gemeinderat in Führung. Lassenberger selbst gibt sich zwischen ungefähr 100 Parteifreundinnen und Wahlkampfhelfern im Innenhof eines Innsbrucker Cafés sichtlich entspannt. Nervös sei er absolut nicht, einen "Wunschgegner" im Falle einer Stichwahl habe er keinen.

Aufgeheizte Stimmung

Die Stimmung im Innsbrucker Wahlkampf ist deutlich geladener als jene vor gut einem Monat in Salzburg, bei der die Bürgermeisterkandidaten sogar zugaben, dass sie miteinander in eine WG ziehen würden – manche mit getrennten Eingangstüren, wohlbemerkt. Hier in Innsbruck wird heftig gegeneinander gewettert, vor allem gegen den derzeitigen Grünen Bürgermeister Georg Willi.

"Am Sonntag schicken wir Willi in die Wüste" ruft FPÖ-Kandidat Lassenberger beim Wahlkampfabschluss in Innsbruck seinen Parteifreunden zu.
Antonia Wagner

Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl, der zum Wahlkampfende als Unterstützer für Lassenberger nach Innsbruck gekommen ist, spricht etwa davon, wie "versifft", wie dreckig, wie heruntergekommen Innsbruck sei, all das nur wegen Willi. Ein Wahlplakat mit dem Slogan "Es gibt viele Probleme, die gelöst werden müssen, eines davon heißt Georg Willi" hat bereits vor einigen Wochen für Empörung gesorgt. Willi gab daraufhin an, rechtliche Schritte zu prüfen. Lassenberger ließ Willi im Gespräch mit der APA ausrichten, dass er doch nicht so wehleidig sein solle.

Ohne Kickl

Lassenberger wird dem "gemäßigteren Flügel" der FPÖ zugerechnet. Thematisch steht er der freiheitlichen Parteilinie des blauen Frontmanns Herbert Kickls aber um nichts nach: Die FPÖ Innsbruck fordert etwa einen "Migrantenstopp für Innsbruck", "Abschaffung der Gendersprache" oder die "Bindung der städtischen Wohnungsvergabe an ausreichende Deutschkenntnisse". Integration, steht im Wahlprogramm, sei eine "Bringschuld". "Ein Innsbruck, so blau wie der Himmel" – davon träumen Lassenberger und sein Team.

Kickl lässt zwar Grüße an seine Tiroler Parteikollegen ausrichten, selbst ist er beim Wahlkampfabschluss aber nicht vor Ort. "Mein Erfolg, meine Niederlage – oder – unser Erfolg, unsere Niederlage", sagt Lassenberger im Gespräch mit dem STANDARD und verweist auf sein Wahlkampfteam. Bei der Wahlparty werde es ebenfalls keinen Besuch aus der Bundespartei geben.

Krisen im Gemeinderat

Nach Personalrochaden im von Streitereien gebeutelten Innsbrucker Gemeinderat – erst wurde Ex-Stadtchefin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck), dann die grüne Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl – als Vizebürgermeisterin abgewählt, ist Lassenberger 2021 überraschend zum stellvertretenden Stadtchef gewählt worden. Überraschend deshalb, da mit mit Elisabeth Mayr von der SPÖ auch eine Kandidatin aus der Grünen-, SPÖ-, ÖVP-, Für Innsbruck-Koalition angetreten ist.

Lassenberger wirbt um jede Stimme, denn jede nicht abgegebene Stimme sei eine "für Willi", ist man sich bei der FPÖ sicher.
Antonia Wagner

Daraufhin haben die Grünen einen Abwahlantrag gegen Lassenberger gestellt, zur Abstimmung ist es allerdings nie gekommen. 28 der 40 Mandatarinnen und Mandatare haben davor nämlich den Raum verlassen. So ist die Koalition zwischen Grünen, SPÖ, Für Innsbruck und ÖVP 2021 endgültig geplatzt, seitdem herrscht im Gemeinderat das "Freie Spiel der Kräfte".

Liebe über Parteigrenzen hinweg

Der Wahlkampf habe Lassenbergers Beziehung zu seiner Partnerin Mariella Lutz etwas strapaziert, gibt der 45-Jährige zu. Man sei viel unterwegs, sehe sich selten. Nicht nur Lassenberger ist in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Wahlkampf beschäftigt – auch Mariella Lutz will in Innsbruck gestalten, aber nicht mit der FPÖ.

Die Unternehmerin steht auf Listenplatz Zwei der ÖVP-Abspaltungsliste "JA – Jetzt Innsbruck" von Johannes Anzengruber. Ob es da nicht leichter zu Streits kommen würde, weil man sich in gewissen Grundsatzfragen uneinig sei? Nein, so weit seien ÖVP und FPÖ inhaltlich schließlich nicht voneinander entfernt, sagt Lassenberger. (Antonia Wagner, 13.4.2024)