Da legst di nieder: Das Band Amir, hier noch mit Eid-Mubarak-Deko, bietet neben normalen Tischen auch traditionelle „Takht“-Speisebetten an.
Gerhard Wasserbauer

Zentralfriedhof, drittes Tor, das ist schon sehr weit draußen. Wer am Schwarzenbergplatz in den 71er einsteigt, sitzt (oder steht) dann fast eine Dreiviertelstunde. "Unsere Gäste sind meist Familien, die kommen eh fast alle mit dem Auto", sagt Maida Kasemi, die Tochter der Betreiber des neuen Restaurants Band Amir. Sie hat vergangenes Jahr maturiert und steht den Eltern seit der Eröffnung des Restaurants im vergangenen Dezember bei. "Dass es hier kein Parkplatzproblem gibt, war mitentscheidend, warum wir jetzt hier sind."

Der Standort hat Tradition, lange war hier das Leichenschmaus-Wirtshaus Brigitte, mit Saal und Garten. Die neuen Betreiber haben ein anderes Publikum im Fokus. Vergangene Woche, zum feierlichen Ende des Ramadan, waren neben Familien aus Afghanistan und Persien, aber auch aus dem arabischen Raum, aus Somalia, aus Zentralasien und der Türkei, gar nicht wenige Urwiener da. Deutsch ist nur eine Sprache von vielen hier, man hört sie aber an den meisten Tischen.

In der vorderen Gaststube sind mächtige, gut drei mal drei Meter großen Tages- oder Speisebetten, auf persisch Takht genannt, die einzigen Sitzgelegenheiten, so kennt man bei uns bislang noch gar nicht. Sie sind mit dicken Perserteppichen belegt und mit Pölstern ausstaffiert. Wenn das Essen kommt, wird zusätzlich ein Tischtuch aufgelegt. Spätestens dann sitzen alle im Schneidersitz oder auf den Knien, für steife Mitteleuropäer kann das schnell zur Herausforderung werden. Weiter hinten im Lokal warten die Tische mit Stühlen.

Die Totenstadt vor der Haustüre hat wirtschaftlich vielleicht einen Nebeneffekt, die eigentlichen Gründe von Familie Kasemi, sich gerade für dieses Lokal zu entscheiden, waren neben den inexistenten Parkplatzsorgen aber die Größe des Lokals, die "angenehm riesige" Küche und der lauschige Garten. Vorsicht: Der wird erst im Mai fertig dekoriert und auf mittelöstliche Komfortstufe gebracht sein.

Das Essen hat deutlich persische Schlagseite, aber die afghanischen Gerichte stechen noch einmal durch spezielle Köstlichkeit hervor. Vielleicht liegt es daran, dass sie stets von der Chefin persönlich, Tahera Mohammadi, zubereitet werden. Manto sind kunstvoll gefaltete, handgemachte Ravioli, bissfest, elastisch, prall mit grob faschiertem Kalb gefüllt, sanft und doch satt gewürzt, mit Linsen und Joghurt und einem Hauch Minze garniert, mindestens so gut wie es klingt.

Das Löffeln des Fleisches

Lammkoteletts des Schischlik Kababs dick geschnitten und forsch gegrillt, auf luftigen Safranreis gebettet.
Lammkoteletts des Schischlik Kababs dick geschnitten und forsch gegrillt, auf luftigen Safranreis gebettet.
Gerhard Wasserbauer

Qabuli Palow ist löffelweich gedünstete Lammstelze mit braunem Basmatireis, der im Fond gegart wurde, mit Kardamom, Zimt, Kreuzkümmel und anderen Gewürzen so zart und wohlig abgeschmeckt, dass man sich von ihm umarmt fühlt als wär’s ein alter Freund. Rosinen kommen auch dazu, bis sie im Sud anschwellen, die Karotten nur ganz kurz, dazu gibt es gezupften Petersil, rohen Zwiebel, zwei grüne Chilis und, immer, einen kleinen Salat. Das ist ein Gericht von nahezu perfekter Balance, süß und frisch, weich und knackig, wohlig, bekömmlich, scharf nur, wenn man es will. Dazu trinkt man Dough, Joghurt mit Salz und Minze abgeschmeckt, der ideale Begleiter.

Die persischen Sachen können es aber auch, die Grillgerichte ganz besonders. Kabab Kubideh aus faschiertem Lamm und Rind ist unwahrscheinlich saftig und zart, die Lammkoteletts des Schischlik Kababs (siehe Bild) dick geschnitten und forsch gegrillt, auf luftigen Safranreis gebettet, den man sich bei Tisch mit Butter verfeinert. Auch da gibt’s Zwiebel und frischen Petersil, sorgfältig gezupft, dazu, den man büschelweise zum scharf Gegrillten und zum mollig butterigen Reis kombiniert – so vertraut, aber in der Kombination ganz köstlich exotisch.

Manto - mit Fleisch gefüllte, mit Linsen und Jogurt garnierte handgemachte Ravioli
Gerhard Wasserbauer
Borani Bademjan, gebratene Melanzani in Tomatensoße
Gerhard Wasserbauer