Sie zählen zu den stärksten Waffen der Supermärkte im Wettlauf um Kunden und im Kräftemessen mit der Industrie: Seit Jahren baut Österreichs Lebensmittelhandel Eigenmarken rasant aus. Spar erzielte damit 2023 gut 43 Prozent des Umsatzes, rechnet Konzernvorstand Markus Kaser vor. Vier Milliarden Euro seien es in Summe und damit um zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Spar-Chef Markus Kaser: "Produzenten werden nicht leichtfertig ausgetauscht."
Regine Hendrich

Nur im Corona-Jahr 2020 sei die Steigerung noch höher ausgefallen. Im Preiseinstieg habe sich der Umsatz mit eigenen Marken innerhalb von fünf Jahren gar verdoppelt.

Kritik an zunehmender vertikaler Integration, die Handelsketten höhere Margen wie Marktmacht sichert und sie von Konkurrenten abgrenzt, Lieferanten jedoch massiv schwächt und austauschbar macht, lässt Kaser nicht gelten. Spar müsse Produktionen nicht besitzen, sondern vertraue auf Partnerschaften und langfristige Verträge. Weder würden Lieferanten, die für Supermärkte überwiegend nicht unter eigenem Namen produzieren, leichtfertig ausgetauscht, noch kopiere man Markenartikel, versichert der Konzernchef.

Händler als Produzenten

Unter dem eigenen Dach stellt Spar, teils bereits seit Jahrzehnten, Fleisch, Backwaren, Wein und Kaffee her. Den Rest der Produkte lieferten 2000 Unternehmen.

Der jüngste Kooperationspartner für die Filiale am Wiener Schottentor sei etwa das Generationencafé Vollpension, in dem Pensionistinnen und Pensionisten backen und kellnern. Zwei Jahre Arbeit sei wiederum in die Entwicklung eines veganen Leberkäses geflossen, erläutert Kaser. Hergestellt werde dieser in einem Tann-Werk der Spar-Gruppe in St. Pölten.

Drei Jahre zuvor hat das junge Start-up Pflanzerei fleischlosen Leberkäse in Österreich erstmals auf den Markt gebracht. Einer der Vertriebspartner wurde Spar-Rivale Rewe.

Positiv sieht Kaser die geplante Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch in Supermärkten, die nach jahrelangem Ringen bis Ende Juni unter Dach und Fach sein soll. Was er dabei aber nicht wolle, seien Privatinitiativen anderer Händler, meint er mit Blick auf Hofer, Rewe und Lidl. Die Politik gehöre in die Pflicht genommen. Und es brauche die AMA als "übergeordnete unbefangene Stelle" für Organisation und Kontrolle. (Verena Kainrath, 20.4.2024)