Wer in der Politik nicht nur überleben, sondern auch reüssieren will, muss hart im Nehmen sein – vor allem dann, wenn die Kritik die Sachebene verlässt und sich ins Persönliche verlagert. Oder schlimmer noch: ins Familiäre. Die Aufnahme von Korruptionsermittlungen gegen seine Ehefrau Begoña Gómez – es soll unter anderem um widerrechtliche Annahme und Verwendung von Spendengeldern gehen – sind für den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez nun Anlass, mit dem Rücktritt zu drohen.

Seit 2006 verheiratet und mehr (er) oder weniger (sie) in der Öffentlichkeit: das Ehepaar Pedro Sánchez und María Begoña Gómez Fernández.
IMAGO/Europa Press/ABACA

Tatsächlich vermuten viele Medien in Spanien hinter den Angriffen auf Gómez eine gezielte Schmutzkübelkampagne der rechten bzw. rechtsextremen Opposition, um so den sozialistischen Ministerpräsidenten aus dem Weg zu räumen. Sánchez wirft mit seiner riskanten Ankündigung, zum Schutz seiner Familie nötigenfalls auf die eigene Karriere zu verzichten, sein gesamtes politisches Gewicht in die Waagschale.

María Begoña Gómez Fernández wurde 1975 in der baskischen Hauptstadt Bilbao geboren und ist seit 2006 mit Sánchez verheiratet – gemeinsam haben sie zwei Töchter. Die Marketingfachfrau, die sich außer bei Charity-Events und Modeschauen nur selten in der Öffentlichkeit zeigt, war bis zum Zeitpunkt, als ihr Mann 2018 Ministerpräsident wurde, leitende Unternehmensberaterin bei Grupo Inmark und dann bis 2022 geschäftsführende Direktorin des Afrika-Zentrums am Instituto de Empresa, einer Wirtschaftshochschule in Madrid. In dieser Funktion soll sie, so ein Vorwurf, Gefälligkeiten von der Fluggesellschaft Air Europa und deren spanischer Holding angenommen haben, während die Regierung über ein Rettungspaket für die Airline verhandelte. Gómez weist dies zurück.

Seit 2020 hat Gómez laut Medienberichten einen außerordentlichen Lehrstuhl für Transformation in Wettbewerb und Gesellschaft an der Complutense-Universität in Madrid inne, obwohl sie über keinen offiziellen akademischen Titel verfügt, sondern lediglich über ein Marketingdiplom der privaten ESIC Business- und Marketing-Hochschule.

"Andauernde Verliebtheit"

Wenn sich Gómez an der Seite ihres Mannes in der Öffentlichkeit zeigt, wissen die spanischen Medien stets von "inniger Zuneigung" und "andauernder Verliebtheit" zu berichten. Die Familie sei beiden Ehepartnern überaus wichtig, die Freizeit verbringe man am liebsten in der Natur auf dem Mountainbike. Und man diskutiere mit Begeisterung über die Bücher, die man gerade lese.

Gómez geriet schon vor einem Jahr in die Schlagzeilen, als Gerüchte aufkamen, sie sei eine transsexuelle Person. Sánchez prangerte das damals als "ungerechte, unrealistische, unverhältnismäßige und unfaire Angriffe" an und zog Parallelen zum Ehepaar Barack und Michelle Obama, das sich wiederholt untergriffigen Berichten rechter US-Medien ausgesetzt sah. (Gianluca Wallisch, 26.4.2024)