Muna Duzdar im Nationalrat
Mit wichtigen Männern in ihrer Partei über Kreuz: Abgeordnete Muna Duzdar.
APA/MAX SLOVENCIK

Das Finale des Nachmittags endete mit einem Makel. Ausgerechnet Andreas Babler war es, der beim Parteirat in Wieselburg am Samstag mit 89,6 Prozent die wenigsten Delegiertenstimmen aller Kandidaten auf der Bundesliste für die Nationalratswahl erhielt.

Schon bei der Erstellung war nicht alles nach Plan gelaufen. Weil Babler auf die Wünsche der Landesparteien, der Gewerkschaft und anderer Gruppen Rücksicht nehmen musste, hatte er wenig Spielraum zur Platzierung eigener Schützlinge. Was ihn am meisten schmerzt: Ex-Staatssekretärin Muna Duzdar hat kaum Chancen, wieder in den Nationalrat einzuziehen.

Die 45-jährige Rechtsanwältin aus Wien ist eine, die gerne gegen den Strom schwimmt. Offen wie kaum eine andere Genossin hatte sie 2016 den bald darauf gestürzten Kanzler und Parteichef Werner Faymann angegriffen. Im vorjährigen Führungskampf setzte sie sich bereits für Andreas Babler ein, als die Spitze der Wiener SPÖ noch Pamela Rendi-Wagner stützte. Mit Ernst Nevrivy, dem in der Kleingartenaffäre ins Zwielicht geratenen Vorsteher ihres Heimatbezirkes Donaustadt, ist sie sowieso über Kreuz.

Mächtige Gegner

Gutgetan hat ihr das in der Landespartei nicht. Bei der Kür der Wiener Liste für die Wahl im September wurde Duzdar von Platz neun (2019) auf Platz 35 degradiert. Doch dafür hatte Babler für seine Unterstützerin Platz zehn auf der Bundesliste vorgesehen. Weil drei Kandidatinnen und Kandidaten vor ihr mit einem Einzug über regionale Listen rechnen können, hätte das de facto die siebente Stelle bedeutet. Bei einem guten Ergebnis könnte diese für ein Nationalratsmandat reichen.

Doch geworden ist es letztlich nur Platz zwölf. Soll diese Position für Duzdar genügen, müsste die SPÖ schon acht Bundesmandate ergattern – ziemlich unwahrscheinlich.

Wie es dazu kam? Wiens SP-Chef Michael Ludwig habe gegen die ungeliebte Mandatarin interveniert, kündet ein Gerücht, das etwa in Christian Nussers Polit-Blog "Kopfnüsse" Eingang fand. Ein Sprecher aus der Stadtpartei weist das entschieden zurück: Der Bürgermeister habe mit Babler über Duzdar nicht einmal geredet.

Wer informell ins Umfeld Bablers hineinhört, stößt ebenfalls auf ein Dementi. Der Grund sei ein anderer gewesen. Die Soho, die LGBTIQ-Fraktion in der SPÖ, habe für ihren Kandidaten Mario Lindner mächtig Druck gemacht – worauf sich Babler in der Abwägung der Interessen letztlich für diesen entschieden habe. Der Deal: Weil Platz zehn gemäß Reißverschlussprinzip einer Frau gebührt, landete dort Justizsprecherin Selma Yildirim, die aber sowieso ein Tiroler Mandat hat. So rückt Lindner an die mutmaßlich letzte aussichtsreiche Stelle vor. (Gerald John, 28.4.2024)