Die gemeinnützigen Bauvereinigungen zählten zu den Verlierern des Mietpreisdeckels. Denn im 3. Mietrechtlichen Inflationslinderungsgesetz, das im Dezember 2023 im Nationalrat beschlossen wurde, zog die Regierung auch bei den Genossenschaftsmieten einen fünfprozentigen Deckel ein. Die sogenannte Grundmiete nach dem Auslaufen der Finanzierungskosten für die Errichtung einer gemeinnützigen Wohnung durfte im heurigen April deshalb nur um fünf Prozent erhöht werden, anstatt der eigentlich vorgesehen gewesenen rund 16 Prozent, die sich aus den Jahresinflationsraten der beiden Jahre 2022 und 2023 ergeben hätten. Dasselbe galt auch für den Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag (EVB), der ebenfalls nur um fünf Prozent angehoben werden durfte, und das galt für alle gemeinnützigen Wohnungen.

In der Hackenberggasse wird gerade eines von 20 Gebäuden modernisiert, die weiteren folgen mit der neuen Förderschiene.
Putschögl

Klaus Baringer, Bundesobmann des Verbands Gemeinnützige Bauvereinigungen (GBV), hat berechnen lassen, wie viel Geld dem Sektor durch diese Maßnahme jedes Jahr fehlen würde – und kam auf rund 160 Millionen Euro. Dieses Geld würde also in erster Linie für Sanierungen nun nicht mehr zur Verfügung stehen.

Zweimal 120 Millionen Euro

Doch es gibt nun Ersatz dafür. Das Klimaschutzministerium stellt nämlich aus den Mitteln für Energieeffizienz des Umweltförderungsgesetzes für die Jahre 2024 und 2025 jeweils 120 Millionen Euro für thermisch-energetische Sanierungen von Wohngebäuden gemeinnütziger Bauvereinigungen zur Verfügung. Die Förderung wird in Form einer Pauschale in Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche vergeben und soll bis zu 60 Prozent der förderfähigen Investitionen abdecken, erklärte Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Dienstag bei der Präsentation der neuen Fördermaßnahme. "Das ist ein zusätzlicher Anreiz zur Sanierung im mehrgeschoßigen Wohnbau."

Entlastet werden sollen dadurch vor allem die Mieterinnen und Mieter. "Sie haben nach einer Sanierung niedrigere Heizkosten und eine höhere Wohnqualität."

"Werkzeugkoffer"

Laut Baringer gleichen die 120 Millionen Euro, die es nun also für zwei Jahre gibt, in etwa die Verluste aus, die sich aus der Nichtanhebung des EVB für die Gemeinnützigen ergeben. Wenig überraschend wird die neue Förderschiene von Baringer begrüßt. "Mit dieser zusätzlichen Förderung können wir wichtige Sanierungsprojekte schneller umsetzen."

Präsentiert wurde das Programm auf einer Baustelle der Sozialbau AG im 19. Wiener Bezirk. Dort wird zunächst in einer Pilotphase ein System umgesetzt, das die Sozialbau vor zwei Jahren bereits bei einer Wohnanlage im zweiten Bezirk erprobt hat: Wasserleitungen werden in die Außenmauern eingefräst, die Fassade somit quasi wie eine Fußbodenheizung "aktiviert", ganz ähnlich einer Bauteilaktivierung im Neubau. Die Wohnräume können damit im Sommer gekühlt und im Winter gewärmt werden. Der Heizwärmebedarf reduziert sich um bis zu 50 Prozent, und es ist kein baulicher Eingriff in die Wohnungen erforderlich, denn die alten Heizkörper können bleiben.

Wegen der Umstellung von Hochtemperatur- auf Niedertemperatur-Wärmeerzeugung kann dann mit einer Wärmepumpe geheizt werden, die Sozialbau verlegt aber auch Erdwärmesonden. "Mit Pilotprojekten wie in der Hackenberggasse haben wir uns einen Werkzeugkoffer geschaffen, der uns die ideale Energiewende für jedes einzelne unserer Wohnhäuser erlaubt", sagt Sozialbau-Vorstandschef Ernst Bach. (Martin Putschögl, 8.5.2024)