Bildung lohnt sich – und das in vielerlei Hinsicht. Deutlich wird dieser Umstand auch beim Blick auf die kürzlich veröffentlichte Studie "Bildung in Zahlen 2022/23" der Statistik Austria. Denn während 17,2 Prozent der 25- bis 34-Jährigen ohne weiterführenden Schulabschluss arbeitslos sind, liegt der Anteil bei Gleichaltrigen mit Hochschulabschluss bei nur 2,9 Prozent. Bildung sei die beste Absicherung gegen Arbeitslosigkeit und reduziere das Armutsrisiko, heißt es in dem 483-seitigen Bericht.

Eklatant ist der Unterschied vor allem zwischen den Geschlechtern: Vergleicht man 30-jährige Personen mit Pflichtschule als höchstem Abschluss liegt die Arbeitslosenquote von Frauen bei 23,7 Prozent – bei Männern sind es rund zehn Prozentpunkte weniger. Das Risiko der Arbeitslosigkeit ist bei männlichen Pflichtschulabsolventen damit etwa fünfmal so hoch wie bei Vorliegen eines Uniabschlusses, bei Frauen sogar rund achtmal.

Bei den 25- bis 64-Jährigen Akademikerinnen und Akademikern lag die Arbeitslosenquote hingegen unabhängig von Geschlecht und Alter auf einem sehr niedrigen Niveau und verzeichnete 2021 insgesamt 3,1 Prozent. Besonders auffällig ist der Anstieg der Arbeitslosenquote bei Männern mit Pflichtschulabschluss ab dem 60. Lebensjahr, also kurz vor dem Eintritt ins Pensionsleben. Bei Hochschulabsolventen zeichnet sich diese Verschlechterung der Arbeitsmarktchancen nur sehr schwach ab.

Kinder in einem Klassenraum zeigen auf
Welche Bildungslaufbahn Kinder später einschlagen, entscheidet sich nicht erst in der Schule – sondern meist schon lange zuvor.
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Höheres Bildungsniveau

Insgesamt ist die Erwerbstätigenquote und das formale Bildungsniveau in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Hatten 1981 noch 46 Prozent der Bevölkerung lediglich einen Pflichtschulabschluss, sank der Wert 2021 auf 17,3 Prozent. Demgegenüber ist der Bevölkerungsanteil mit Abschluss einer mittleren oder höheren Schule von 18,4 Prozent auf 30,4 Prozent gewachsen. Der Anteil der Akademikerinnen und Akademikern hat sich im gleichen Zeitraum – von 4,5 Prozent auf 19,7 Prozent – mehr als vervierfacht.

Am häufigsten erwerben Österreicherinnen und Österreicher immer noch einen Lehrabschluss (32,6 Prozent). Die Anzahl der Lehrlinge entwickelt sich aber seit Anfang der 2000er-Jahre stark rückläufig. Veränderungen im Bildungssystem und der Trend hin zu höherer Bildung zeichnen sich vor allem bei der jüngeren Bevölkerung ab: 2021 wiesen bei den 25- bis 34-Jährigen bereits rund 30 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer einen Hochschulabschluss auf.

Größeres Armutsrisiko bleibt

Wer welchen Ausbildungsweg einschlägt, ist aber immer noch stark vom Bildungsstand der Eltern abhängig. Kinder von Eltern mit Pflichtschulabschluss erreichten laut Daten der Statistik Austria zu 36 Prozent erneut höchstens denselben Abschluss. Rund 42 Prozent absolvierten eine Lehre oder eine berufsbildende mittlere Schule. Eine Matura oder einen Hochschulabschluss machten nur rund jede und jeder Zehnte aus dieser Gruppe. Im Gegensatz dazu schlossen sechs von zehn Kindern aus Haushalten, in denen mindestens ein Elternteil studiert hat, ebenfalls ein Studium ab (siehe Grafik).

Der Bericht stützt damit die häufig geäußerte Kritik, Bildung werde hierzulande nach wie vor "vererbt" und die Laufbahn von der sozialen Herkunft und nicht vorwiegend von persönlichen Interessen bestimmt. Welche Auswirkungen das Bildungsniveau auf das spätere Leben hat, zeigt auch das Armutsgefährdungsrisiko eindrücklich. Dieses wurde im Jahr 2023 für einen Einpersonenhaushalt mit 1572 Euro netto pro Monat (zwölfmal pro Jahr) definiert. Knapp 15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher hatten im Vorjahr ein verfügbares Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle. Bei Personen mit Pflichtschulabschluss war dieser Anteil mit 27,8 Prozent fast doppelt so hoch. (dang, 23.5.2024)