Blick auf badende in einem See.
Wasser, aber auch Erholung an frischer Bergluft und, nicht zu vergessen, Kulinarik sind wichtige Motive für Gäste, ihren Sommerurlaub in Österreich zu verbringen.
APA/Barbara Gindl

Urlaub ist teuer geworden, die Lust auf Urlaub scheint deshalb aber nicht abgenommen zu haben. Darauf deuten jüngste Umfragen hin. Eine davon, die das Gästepotenzial für Österreich in diesem Sommer erhoben hat, ist am Mittwoch anlässlich des Österreichischen Tourismustags im Wiener Austria Center präsentiert worden.

Demnach haben hochgerechnet rund 21 Millionen Menschen heuer konkrete Urlaubspläne für den Sommer in Österreich, eine Million mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Elf Millionen und damit um zwei Millionen mehr haben ihren Sommerurlaub zudem bereits fix gebucht. "Wir sind durchaus optimistisch für diesen Sommer, vor allem nachfrageseitig", sagte die Chefin der Österreich Werbung (ÖW), Astrid Steharnig-Staudinger, bei der Präsentation der Potenzialanalyse. Die große Unbekannte sei und bleibe die Ausgabefreudigkeit der Gäste. Eine Verunsicherung aufgrund der weltpolitischen Lage, aber auch der wirtschaftlichen Situation sei gegeben. Zuletzt lagen die Ausgaben der Gäste im Sommer bei durchschnittlich 215 Euro pro Kopf und Tag, im Winter bei 239 Euro.

Befragung in zehn Kernmärkten

Befragt wurden für die Studie, die von der ÖW gemeinsam mit dem Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) realisiert wurde, bis Anfang April rund 11.000 Personen zwischen 18 und 75 Jahren. Die Befragung fand in insgesamt zehn Ländern statt, die im Jahr 2023 für gut 80 Prozent aller Ankünfte in Österreich verantwortlich waren: Dazu gehören neben Österreich selbst Deutschland, die Schweiz, die Niederlande, Belgien, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn. Erstmals wurden auch Französinnen und Franzosen in der repräsentativen Umfrage berücksichtigt.

Größere Zurückhaltung, was die Reiselust betrifft, wurde einzig in Ungarn gemessen; in allen anderen untersuchten Ländern gab es nahezu Gleichstand (Italien) oder teils deutliche Zuwächse (Niederlande) gegenüber der Erhebung vor einem Jahr. Natur, Wasser, Kulinarik, aber auch Erholung und Berge sind jene Themen, die von potenziellen Gästen am häufigsten genannt werden, wenn sie an einen Urlaub in Österreich denken – und: Deutlich stärker gefragt als in den vergangenen Jahren sind die Monate Juni und September. Touristiker sehen das positiv, weil diese Entwicklung zu einer zumindest leichten Entzerrung der angespannten Situation in den Monaten Juli und August führen könnte, die in vielen Urlaubsorten traditionellerweise zu beobachten ist.

Entzerrung

Entzerrung von Urlauberströmen ist etwas, das auch Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) unterstützt. Alles, was helfe, die Tourismusakzeptanz im Land hoch zu halten, sei gut. Hinweise darauf soll nicht zuletzt die nach einer vierjährigen Pilotphase inzwischen institutionalisierte Messung ebendieser Tourismusakzeptanz bringen. Dazu sollen von der Statistik Austria Jahr für Jahr 10.000 Österreicherinnen und Österreicher befragt werden, um – wenn es irgendwo kritisch zu werden droht – durch Lenkungsmaßnahmen rechtzeitig gegensteuern zu können.

Weiter angespannt bleibt die Situation am touristischen Arbeitsmarkt. Robert Seeber, Obmann des Fachverbands Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), spricht von etwa 20.000 Arbeitskräften, die in der Branche weiterhin fehlten. "Wir würden noch eventuell ein Westbalkankontingent benötigen, brauchen auch bei den Saisonniers noch Erleichterungen, desgleichen bei Mitarbeiterwohnungen", sagte Seeber. Das beste Produkt helfe nichts, wenn die Mitarbeiter in den Betrieben fehlten. Der oberste Touristiker in der Wirtschaftskammer macht sich aber auch stark für bessere Überstundenregelungen und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen, die das wollen, über das Regelpensionsalter hinaus. Nachsatz: "Ohne finanzielle Einbußen." (Günther Strobl, 22.5.2024)