Professionell geht anders: Kurz nach der Pressekonferenz der Grünen am Mittwoch mit Lena Schilling und Generalsekretärin Olga Voglauer musste sich Voglauer für ihre Aussagen dort entschuldigen. Wie berichtet stellte Voglauer ohne Belege eine Verschwörungstheorie in den Raum, wonach der rote EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder in die Veröffentlichungen über Schilling involviert sein könnte. Sie sprach von "Silberstein-Methoden". Später bedauerte sie diesen "Fehler" und entschuldigte sich.

Yussi Pick
Yussi Pick über Lena Schilling: "Es ist nicht einfach, unter so viel Druck zu stehen. Das meistert sie gut."
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Wie ist diese Performance der Grünen zu bewerten, wie ihr Kommunikationsstil einzuordnen? Experte Yussi Pick war dazu in der ZiB 3 zu Gast. "Die Grünen stehen sich selber im Weg mit diversen Sagern, die sie dann immer wieder entschuldigen müssen", sagt er. "Lena Schilling tritt den Grünen bei und ist Teil der grünen Bewegung: Das wäre eine gute Abschlusserzählung gewesen", aber stattdessen habe Voglauers "unglaublicher Entgleiser diese Geschichte in den Schatten" gestellt.

Und wie bewertet der Kommunikationsberater Lena Schillings Auftritte? Sie sei für ihr Alter sehr professionell, so Pick: "Es ist nicht einfach, unter so viel Druck zu stehen. Das meistert sie gut." Aber das Rundherum tue "ihr keinen Gefallen". Und es tue auch der Demokratie nicht gut, "wenn die Grünen mit Schlamm um sich werfen, um sich zu verteidigen".

Was machen die Grünen in dieser Krisenkommunikation falsch und was gut? Es brauche drei Dinge, klärt Pick auf und weist auf die Fehler der Grünen in ihrer Kommunikation hin. "Der erste Fehler war, in voller Batterie anzutanzen und vom Vizekanzler abwärts sich hinzustellen und die Mauer für Schilling zu machen." Hier habe man verabsäumt, dass es noch eine Eskalationsstufe geben müsse, "damit man irgendwann sagen kann: Das ist jetzt Chefsache."

Yussi Pick war Mittwochabend zu Gast bei Kathrin Pollak in der
Yussi Pick war Mittwochabend zu Gast bei Kathrin Pollak in der "ZiB 3".
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Grüne FPÖ-Methoden

Und dann gehe es auch um die Frage, wie man das Thema behandle. Ist es eine Charakterfrage, oder ist es zum Beispiel eine medienethische Frage? Hier hätten die Grünen versucht, den Spin durch die Medienethikfrage auf ihre Seite zu ziehen, aber durch den Kogler-Sager (er sprach von "anonymem Gefurze") seien sich die Grünen wieder im Weg gestanden. Und: In einer Krisensituation müsse man auf einen Solidarisierungseffekt hoffen, man dürfe nicht die eigene Basis zusätzlich vergrämen. Das sei spätestens am Mittwoch passiert, indem sich die Grünen hinter FPÖ-Methoden nach dem Motto "Alle sind gegen uns" versteckt hätten.

Was alle Parteien lernen können, will Moderatorin Kathrin Pollak von Yussi Pick wissen. "Wenn man sich mit dem Rücken zur Wand fühlt", sei natürlich zurückzuschlagen der erste Impuls. Aber es gehe darum, zu schauen, wie hoch die Wand hinter einem sei, und sich zu überlegen, ob es noch andere Möglichkeiten gebe, hier herauszukommen. Also: "Ruhe bewahren, nicht die Emotionen hochkochen lassen", wie das am Mittwoch passiert sei. (Astrid Ebenführer, 23.5.2024)