Wir sehen im TV Ruinenlandschaften in Gaza, zusammengebombt von der israelischen Armee; wir sehen Zivilisten, die vor den Kämpfen mit ihren Habseligkeiten von einer Ecke des Gebiets fliehen; wir sehen Spitäler, in denen bei Handylicht auf dem Fußboden operiert wird; wir sehen, und das ist das Bedrückendste, tote, verwundete, hungernde Kinder.

Ein dieser Tage veröffentlichtes Video zeigt Aufnahmen weiblicher israelischer Geiseln während des Hamas-Massakers vom 7. Oktober.
AFP/HOSTAGES AND MISSING FAMILIE

Was wir im TV weniger sehen – weil es zu entsetzlich ist –, sind die Aufnahmen der hingemordeten Israelis vom 7. Oktober. Man kann sie aber im Internet ohne viel Aufwand finden. Etwa die Aufnahmen vom Überfall der Hamas auf das Nova-Festival, wo die Kamera über die Leichen von dutzenden jungen Männern und Frauen fährt. Oder die Bilder von verbrannten Babys.

Jetzt waren aber auch im TV Bilder von den jungen israelischen Soldatinnen zu sehen, die am 7. Oktober von der Hamas gefangen wurden. Blutüberströmte junge Frauen, gefesselt in Autos gestoßen. Man will es sich nicht vorstellen, was mit ihnen passiert ist. Man liest von systematischen Vergewaltigungen. Wobei tatsächlich der Mangel an Protest und Solidarität seitens des internationalen Feminismus gegen die sexuelle Gewalt der Hamas auffällig ist. Israelische Frauenorganisationen beklagen das zu Recht. Allerdings scheint auch Netanjahu das Schicksal der Geiseln nicht allzu sehr zu interessieren.

Man kann diese Bilder nicht gegeneinander aufrechnen. Man darf sie aber nicht verdrängen und vergessen. (Hans Rauscher, 24.5.2024)