Wien – Für die prosperierendeComputer- und Telekommunikationsindustrie ist Treibhausgas-Minimierung noch nicht wirklich ein Thema. Die Branche ist zwar ein Groß-emittent. Je nach Berechnung wird ihr zwei bis fünf Prozent des vom Menschen verursachten CO2 zugeschrieben – etwa so viel, wie die Flugindustrie, die deshalb auch prompt ins EU-Emissionshandelssystem aufgenommen wird (siehe früheren Serienteil: CO2-freier Flieger als konkrete Utopie ).

Im Unterschied zu Fluglinien und Flugzeugbauern aber lässt sich die IT-Branche emissionsmäßig nicht so leicht fassen. Zu unstrukturiert und weit verzweigt ist sie – mit vielen kleinen und großen Anbietern.

Trotzdem hat die Informationstechnologie von sich aus begonnen, über "grünere" Werkstoffe, Technologien, Verfahren und Rechenzentren nachzudenken. Der Grund: Der Branche wächst der Energieverbrauch über den Kopf, den ihre Produkte beim Betrieb verursachen, und Energiebereitstellung ist bekanntlich der größte CO2-Verursacher. Außerdem wird Energie immer teurer, auch das goutieren die Kunden nicht und fordern "grünere Produkte".

Wie immer am Anfang ist relativ viel Stromeinsparung relativ einfach zu erreichen. "Die Kunden wissen nur oft nicht, welche Möglichkeiten sie haben", sagt Wolfgang Horak, Managing Director von Fujitsu Siemens Computers. Sein Unternehmen hat sich bereits "energieeffizienten Infrastrukturen für das Rechenzentrum" verschrieben.

Standardmäßig verlassen nur solche Geräte die Fabrik, die einen energieschonenden Standby-Modus vorinstalliert haben. Wenn dabei etwa an einem Bildschirm 15 Minuten lang nicht gearbeitet wurde, schaltet die Scheibe automatisch auf einen stromsparenden "Sleep-Mode" um. Ähnliches ist bei vielen Peripherie-Geräten möglich. "Wir wissen aus Untersuchungen, dass mehr als die Hälfte der Nutzer das nie verwenden", erklärt Horak, der deshalb ein "Energieeffizienzpickerl für den PC, ähnlich wie für die Waschmaschine" fordert.

Doch übergreifende Energieeffizienz-Initiativen gibt es in der Informationstechnologie noch nicht, obwohl "green computing" in der US-IT-Branche zum neuen Trend geworden ist. Diese Initiativen richten sich oft an Rechenzentren mit ihrem Energiehunger, ihrer hohen Abwärme und enormem Kühlungsbedarf. "Meistens weiß der Kunde gar nicht, wie hoch die Stromrechnung ist", sagt Horak. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.08.2007)