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Die OECD empfiehlt eine Einschränkung des Sitzenbleibens an den Schulen.

Foto: apa/artinger
Wien - Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) empfiehlt eine Einschränkung des Sitzenbleibens an den Schulen. In dem Report "No More Failures. Ten Steps To Equity in Education" (Keine Misserfolge mehr. Zehn Schritte für mehr Gleichheit in der Bildung) konstatiert die OECD, dass Klassenwiederholungen zwar "meist bei Lehrern beliebt sind, es aber kaum Hinweise gibt, dass die Kinder davon profitieren". Stattdessen solle die Politik alternative Ansätze ermutigen.

Vorbild Finnland

Als Vorbild nennt die OECD den finnischen Ansatz, zurückfallende Schüler durch spezielle Interventionen und Förderungen wieder an die anderen Kinder heranzuführen. So könnten etwa kurzfristige und intensive Eins-zu-eins-Unterrichtsstunden Kindern mit Leseproblemen helfen, ihren Rückstand aufzuholen.

Weitere Empfehlungen des Reports: Die Kinder sollten nicht zu früh auf verschiedene Schullaufbahnen aufgeteilt werden - so hätten etwa Vergleiche der internationalen Lese-Vergleichsstudien PISA (für Absolventen der Sekundarstufe) und PIRLS (für Absolventen der Primarstufe gezeigt, dass eine frühe Selektion sowohl zu weniger Chancengleichheit für Schüler aus schwächeren sozialen Schichten als auch zu schwächeren Gesamtergebnissen führt.

Sozial ausgeglichener Schülermix

Einen sorgsamen Umgang empfiehlt die OECD mit der Schulwahl: Eltern aus sozial höheren Schichten hätten die Ressourcen, um die verschiedenen Wahlmöglichkeiten besser auszunutzen. Dabei bestehe die Gefahr, dass es Schulen für "höhere" und Schulen für "niedrige" Schichten gebe. So müssten etwa überlaufene Schulen einen Weg finden, einen sozial ausgeglichenen Schülermix zu haben - etwa über Auswahlmethoden wie ein Lottoverfahren. Helfen könnten auch finanzielle Anreize für Schulen, die Schüler aus Randgruppen aufnehmen.

"Höchste Priorität" in Sachen Gleichheit hat nach Ansicht des Reports der frühkindliche Bereich: Wenn überhaupt Gebühren für die frühkindliche Erziehung und Betreuung eingehoben werden, müssten diese moderat sein und jenen, die sich diese nicht leisten können, erlassen werden. Umgekehrt seien öffentliche Ausgaben für den tertiären Sektor bei limitierten Budgets kaum eine Priorität. "Länder, die Gebühren für die frühkindliche Erziehung und Betreuung einheben, aber nicht für den Hochschulbereich, müssen ihre Politik überdenken." Gleiches gelte für Staaten, die Beihilfen für Schulkinder an deren Schulleistungen binden.

Schließlich schlägt die OECD auch vor, quantifizierbare Ziele für mehr Gleichheit im Schulsystem festzulegen. Als Beispiel wird etwa vorgeschlagen, ein Ziel für die Reduktion der Anzahl von Schulabgängern mit schlechten Grundkenntnissen und von Schulabbrechern vorzugeben.

Niederwieser: Bestätigung der SPÖ

Als Bestätigung für die bildungspolitischen Schwerpunktsetzungen der SPÖ sieht SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser den OECD-Bericht. Niederwieser wünsche sich außerdem, "dass sich auch die ÖVP-Perspektivengruppen mehr an diesen zukunftsweisenden Papieren orientieren und die vertrauten Schützengräben bildungspolitischer Gefechte verlassen" soll. Das teilte Niederwieser in einer Aussendung mit. (APA/red)