Das Schulfach "politische Bildung" soll nach Vorstellung der Grünen in der Unterstufe in einem Ausmaß von zirka vier Wochenstunden unterrichtet werden.

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Wien - Die Grünen fordern die Einführung von "politischer Bildung" als eigenen Unterrichtsgegenstand in der Unterstufe. Sie wollen damit der von der Regierung beschlossenen Wahlalterssenkung auf 16 Jahre auch in der Bildung Rechnung tragen, wie die Grüne Jugendsprecherin Barbara Zwerschitz und der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz, am Dienstag in einer Pressekonferenz erklärten. Um Lehrer vor Vorwürfen der politischen Indoktrinierung zu schützen, soll es klare Regelungen zum Unterricht geben. Diese sollen in einem eigenen Ausbildungsgegenstand "politische Bildung" an Unis und pädagogischen Hochschulen vermittelt werden.

Vier Wochenstunden

Das Schulfach "politische Bildung" soll nach Vorstellung der Grünen in der Unterstufe in einem Ausmaß von zirka vier Wochenstunden unterrichtet werden. Inhalt dürfe nicht nur politisches Faktenwissen an sich sein, betonte Brosz. Es gehe dabei auch um die Vermittlung von "Diskussions- und Abstimmungskultur". Die Jugendlichen möchten die Grünen "entscheidend" in die Themenauswahl einbinden.

Dass die Regierung bis jetzt keine konkreten Schritte zur Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs "politische Bildung" unternommen hat, führen die Grünen auf Uneinigkeit zwischen den Koalitionspartnern zurück. Brosz verwies darauf, dass die SPÖ bereits 2000 mehrere Anträge in der Causa eingebracht hat, diese aber von der ÖVP abgelehnt wurden.

Kritische Haltung

Seine Vermutung: die ÖVP habe "mit der kritischen Haltung Jugendlicher in der Vergangenheit relativ wenig am Hut gehabt". Er stellte weiters einen möglichen Zusammenhang zwischen der ÖVP-Haltung und den Besuchen von ÖVP- Landeshauptleuten an Schulen in den Raum und machte darauf aufmerksam, dass damals die Bundesländer mehrheitlich in ÖVP-Hand waren. Da dies nun nicht mehr der Fall ist, "könnte sich ja was geändert haben", mutmaßte Brosz.

Gegen Auftritte von Politikern an Österreichs Schulen haben die Grünen an sich nämlich nichts. Im Gegenteil: sie wünschen sich mehr Diskussionen zwischen Schülern und Vertretern der Politik. Allerdings müsse es dafür "klare und bundesweit einheitliche Regelungen geben". Weitere "Grundvoraussetzung" für Politiker-Besuche: keine Selbstdarstellungen sondern aktive Debatten. Außerdem müssten Vertreter aller politischer Parteien eingeladen werden, erklärten die Grünen.

Weitere Forderungen: die Anhebung der Fördermittel für politische Bildung in der außerschulischen Jugendarbeit von den budgetierten 225.000 Euro auf 500.000 Euro und mehr Jugendbeteiligung bei Gesetzesvorhaben.

FPÖ: Forderung der Grünen "absolut überflüssig"

"Die Forderung, vier Wochenstunden politische Bildung in den Schulen einzuführen, ist absolut überflüssig. Die Grünen beabsichtigen nur eine Parteipolitisierung, um die Wahlaltersenkung auszunutzen", teilte der freiheitliche Jugendsprecher Manfred Haimbuchner via Aussendung mit.

Vier zusätzliche Stunden politische Bildung würden die Kürzung anderer Lehrinhalte erfordern. Der Vorschlag der Grünen sei verantwortungslos, heißt es seitens der FPÖ. "Unsere Jugend benötigt eine gute Ausbildung, um für die Herausforderungen der globalisierten Wirtschaft gewappnet zu sein, und keinen grünen Debattierklub, wo über Legalisierung von Haschisch sinniert wird", so Haimbuchner weiter. (APA/red)