Gemeinsam mit Tim Etchells (oben), Adrian Heathfield und Gästen das Plussummenspiel gewinnen ...

Foto: Etchells
Wenn Vilém Flusser vor zwanzig Jahren in digitalem Überschwang darüber sinniert hat, dass "nicht mehr der Diskurs, sondern der Dialog die künftige Kultur" strukturieren werde - was heißt das heute?

Das Projekt Dialogues der Theater-Lichtfigur Tim Etchells (Forced Entertainment) und des renommierten Theoretikers Adrian Heathfield leuchtet diesen prophetischen Bodensatz gründlich aus.

Die beiden gestalten Lecture Performances, einerseits miteinander (Titel: In So Many Words) und auch mit Gästen: Letzteres über zehn Stunden hin unter The Frequently Asked, unter anderen mit dem Choreografen Jonathan Burrows, dem Theoretiker Goran Sergej Pristas und der Kunsthistorikerin Irit Rogoff.

Zudem haben Etchells und Heathfield Lin Hixson und Matthew Goulish von Goat Island, der legendären Performancegruppe aus Chicago, eingeladen, unter dem Titel Every House Has A Door über die 20-jährige Geschichte des Kollektivs zu reflektieren.

Die von den beiden in ihren vom Tanzquartier im Rahmen seiner Reihe Education Acts präsentierten Dialogues sind ganz und gar unelektronisch, daher aufgeladen mit diskursiver Energie, die neue Formen der Vermittlung von Wissen, Reflexion und Kritik antreiben soll. Heute wird viel über "Wissensproduktion" im Tanz nachgedacht. Hier ist die performative Kunst schon einmal Mittel für einen höheren Zweck: die Anleitung für ein "Plussummenspiel" beim dialogischen Austausch von Gewusstem in der Gesellschaft. (Helmut Ploebst, DER STANDARD/Printausgabe, 11.09.2007)