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Barbie ohne Ken gibt's nicht - das Studium ohne Job durch die Studienumstellung immer öfter.

Foto: apa/epa
In den letzten rund drei Jahren nehme die Zahl jener, die neben dem Studium arbeiten tendenziell eher ab, sagt Brigitte Faißt, Leiterin des Student Point der Universität Wien. Zu tun habe das mit Sicherheit mit der Umstellung auf das Bachelor-Master-System. "In Zukunft wird es wohl so sein, dass man das Studium bis zum Bakk schnell absolvieren wird, um danach voll in den Job einzusteigen", sagt Faißt und liegt damit mit den Ergebnissen der Studierenden-Sozialerhebung 2006 vom Institut für Höhere Studien (IHS) im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (bmwf) konform. Die Studie selbst basiert auf Daten einer Online-Erhebung unter Studierenden an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen, an der sich rund 8000 inländische Studierende beteiligt haben.

Während Arbeitgeber das Zusammenspiel von Job und Studium zunehmend goutieren, auch unterstützen, stellt sich diese Kombination vornehmlich bei Studierenden an wissenschaftlichen Universitäten als schwierig zu koordinieren dar. Zumindest schwieriger als für Studierende an Fachhochschulen - ein Gutteil der Studiengänge wird berufsbegleitend angeboten. Wenngleich Brigitte Faißt betont, dass die Universität Wien heute verstärkt versuche, auf die Bedürfnisse Berufstätiger einzugehen, um ihnen möglichst viele Zugänge zum Studium zu ermöglichen.

Geld & Unabhängigkeit

Als Hauptmotiv für die Erwerbstätigkeit nennen 72 Prozent der für die Studierenden-Sozialerhebung Befragten, dass diese zur Bestreitung des Lebensunterhaltes unbedingt erforderlich sei. Mehr als zwei Drittel gaben an, wegen finanzieller Unabhängigkeit berufstätig zu sein, so die Erhebung.

Motive wie "Berufspraxis" oder die "Erhöhung der künftigen Arbeitsmarktchancen" werden noch von rund der Hälfte der Befragten angegeben. 45 Prozent gaben sogar an, dass die Jobinhalte mit jenen des Studiums in Zusammenhang stünden - auf Männer treffe das, so die Studienautoren, signifikant häufiger zu als auf Frauen.

Am engsten sei dieser Zusammenhang bei den Kunst-Studierenden (65 Prozent), am geringsten bei Studenten der Naturwissenschaften (30 Prozent) und des Rechts (35 Prozent).

38 Prozent der befragten Studenten würden die Zeitaufwendungen für den Job nebst Studium gerne reduzieren, etwa genau so viele wünschen sich geblockte oder verstärkt Abendveranstaltungen - unter Vollerwerbstätigen wünschen sich das ganze 61 Prozent. Brigitte Faißt weiß aus ihrer Beratungserfahrung, dass bei Studieneintritt der Job neben dem Studium eher ein Wollen ist, und je länger sich das Studium hinziehe mehr zu einem Muss wird. Zusatz aus der IHS-Studie: "Je älter die Studierenden sind und je niedriger ihre Herkunftsschicht ist, desto häufiger sind sie erwerbstätig. Leistungsbremse Job

Vorteile des Arbeitens neben dem Studium seien sicher Berufspraxis und im besten Fall Vertiefung der jeweiligen Expertise, sind sich die Experten einige. Nachteil ist zunächst die verlängerte Studiendauer: Vereinbarkeitsprobleme von Studium und Beruf wurde auch als häufigste Barriere für den Studienerfolg genannt (24 Prozent bei Studierenden wissenschaftlicher Universitäten), bei FH-Studierenden liegt dieser Wert bei 17 Prozent. Entsprechend eingehend das Finding der Studie: "Je umfangreicher die Erwerbstätigkeit ist, desto stärker beschleunigt sich der Rückgang der für das Studium aufgewendeten Zeit."

Ohne Job verwenden Studierende im Schnitt 38 Stunden pro Woche fürs Studium. Bis zu einer Erwerbstätigkeit von zehn Stunden pro Woche widmen sie sich immerhin noch 35,5 Stunden die Woche dem Studium. Bei mehr als 15 Stunden Wochenarbeitszeit sinke, so die Studienautoren, die Zeit fürs Studium dann rapid ab. (Heidi Aichinger/DER STANDARD Printausgabe, 15./16. September 2007)