Wien/Klagenfurt – Je nach Gesprächspartner hieß es am Donnerstag „reine Routine“, „ganz normale Sitzung“ oder „nix Besonderes“. Schon am Tag vor dem erweiterten Bundesvorstand, der am Freitag, startet, versuchten die Grünen das Treffen runter zu spielen. Der Eindruck, es könne dabei auch um die seit Tagen anhaltenden internen Querelen gehen, sollte nach Außen hin vermieden werden.

Inoffiziell bestätigen Funktionäre aber sehr wohl, dass die jüngsten Konflikte bei der Vorstandssitzung, an der neben der Parteispitze auch Vertreter der Landesparteien teilnehmen, beredet würden. Endlich komme eine Debatte in Schwung, freut sich ein Grüner: „Es tut sich was.“

Am Dienstag hatte Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny den Aufständlern, allen voran der EU-Abgeordnete Johannes Voggenhuber, noch vorgeworfen, es gehe ihnen um die eigene Profilierung. Zwei Tage später, im Standard-Interview, klang Parteichef Alexander Van der Bellen schon verbindlicher: „Wir brauchen eine Selbstreflexion.“ Und der wegen seines Führungsstils kritisierte Parteistratege Dieter Brosz, berichten grüne Mitarbeiter, agiere bereits offener und kommunikativer.

„Ein Vakuum“ sei bei den Grünen entstanden, diagnostiziert der Kärntner Landessprecher Rolf Holub. Der Wechsel von Terezija Stoisits in die Volksanwaltschaft und die Wahl von Eva Glawischnig zur dritten Nationalratspräsidentin hätte „gewisse strukturelle Veränderungen gebracht“. Holub: „Ich weiß nicht, ob man sich davor aller Auswirkungen bewusst gewesen ist.“

Der Kärntner Grüne gibt sich aber überzeugt, dass sich alles rasch wieder „einrenken“ werde. Zeit für Streitereien habe er sowieso nicht: „Wir haben hier den Jörg Haider. Das ist Arbeit genug.“

Abreißen wird die Debatte dennoch nicht. Ende Oktober steht ein grüner Bundeskongress am Programm. (jo, pm/DER STANDARD, Printausgabe, 21.9.2007)