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Disneys Kultfigur stand in England Pate für den Begriff "Mickey- Maus-Diplom".

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Wien/London - Wer hierzulande einen Mastertitel in Pferdepsychologie oder gar Golfplatzmanagement anstrebt, der wird nach einem kurzen Blick ins Studienverzeichnis schwer enttäuscht sein. Anders die Situation in Großbritannien: dort bieten Hochschulen sogar Berufe wie Florist oder Friseur als akademische Lehrgänge an.

Eine sinnlose Praxis sei dies und zudem jede Menge hinausgeschmissenes Geld, mahnt nun die TaxPayer's Alliance (TPA), eine britische Organisation, die sich für niedrigere Steuern einsetzt.

In ihrem Ende August erschienenen "Non-Courses Report 2007" stellt sie 401 "Nicht"-Studiengänge, vom Cricket-Coaching bis zur Aromatherapie, sowie 89 Hochschulen an den Pranger.

"Sie bieten eine Ausbildung, die man besser direkt am Arbeitsplatz erwirbt, und in den schlechtesten Fällen führen sie nicht einmal zu intellektuellem Stimulus oder einer Verbesserung der Berufsaussichten", kritisiert Corin Taylor, Forschungsleiter der TPA.

Dadurch, so der Report, gingen jährlich 40 Mio. Pfund (rund 60 Mio. Euro) an Steuergeldern verloren. "Würden die Non-Courses abgeschafft, könnten sich alle anderen Studenten jährlich über 100 Pfund (rund 145 Euro) Studiengebühren sparen - oder sich ein Krügel Bier pro Woche kaufen", rechnet der Berichts-autor Peter Cuthbertson vor.

Dennoch sind die TPA und ihr "Non-Courses Report" nicht unumstritten. Koen Geven, Vorsitzender der European Students' Union (ESU) kritisiert: "Ihr vorrangiges Ziel ist es, Argumente für ihre Forderung nach Steuersenkungen zu finden. Die Behauptungen der Alliance werden weder von der akademischen Gemeinschaft, noch von ehemaligen Studenten oder irgendeiner Arbeitgeberorganisation unterstützt. Sie sind voller Vorurteile."

Auch Rebecca Haroutunian, Pressesprecherin der University of Brighton, wehrt sich: "Viele der Kurse bilden die Studenten in Spezialkenntnissen aus, und diese besonderen Fähigkeiten werden stark von Arbeitgebern nachgefragt." Über 93 Prozent der Absolventen würden entsprechende Jobs finden - oder eine weitere Ausbildung wählen.

Die rasch ausgebildeten Master, die Statistiken zieren, führten bereits 2003 zu Kritik der damaligen Bildungsministerin Margaret Hodge. Sie verlautbarte, in Zukunft härter gegen "Mickey-Maus-Diplome" vorgehen zu wollen.

Diesmal wurde die Regierung vom "Non-Courses Report" als Haupt-Schuldiger ausgemacht. Sie soll mit ihrem Ziel, bis zum Jahr 2010 50 Prozent aller Jugendlichen zu einer Hochschulausbildung zu motivieren, für den heutigen "Wildwuchs" akademischer Grade verantwortlich sein. (Romana Riegler/DER STANDARD Printausgabe, 2. Oktober 2007)