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Foto: APA/EOPA/Juan Martin
Stockholm - Der Literatur-Nobelpreis geht 2007 an die britische Autorin Doris Lessing. Dies gab die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften am Donnerstag pünktlich um 13 Uhr bekannt. Der Preis ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert und wird am 10. Dezember vom schwedischen König Carl Gustaf überreicht.

Die Begründung der Akademie-Jury bezüglich Doris Lessing: "that epicist of the female experience, who with scepticism, fire and visionary power has subjected a divided civilisation to scrutiny" - in offizieller deutscher Übersetzung: "der Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat".

Der Chef der Akademie, Horace Engdahl, sagte über die doch überraschende Vergabe: "Dies ist eine der wohldurchdachtesten Entscheidungen, die wir jemals getroffen haben." Lessings Agent Jonathan Clowes erklärte, die am 22. Oktober 1919 in Kermanschah im damaligen Persien geborene Lessing sei kurzfristig nicht erreichbar, da beim Einkaufen. "Wir sind hoch erfreut, und das ist sehr verdient", meinte Clowes im Übrigen. Lessing, die nicht mit einem Anruf gerechnet hatte und erst am Nachmittag in London verständigt werden konnte, bezeichnete die Auszeichnung als "Royal Flush": "Das ging jetzt 30 Jahre so. Ich habe alle Preise in Europa gewonnen, jeden verdammten Preis". Sie sei "begeistert", jetzt auch den Nobelpreis erhalten zu haben.

Ihr 1961 publizierter Roman "The Golden Notebook" ("Das goldene Notizbuch") gilt als Klassiker der Moderne und Lessings Hauptwerk: fünf Erzählebenen um zwei (wie sie selbst) politisch engagierte, intellektuelle und emanzipierte Frauen. Eine umfassende Biografie und Werkliste Lessings findet sich auf der Akademie-Webseite veröffentlicht.

Im Jahr 1998 war Doris Lessing Stargast einer Lese-Reihe im Wiener Radiokulturhaus. Im STANDARD-Interview mit Richard Reichensperger sprach die britische Schriftstellerin auch über ihre Kindheit und Fremdheit in Rhodesien: "Das England von jetzt ist kälter".

Lessings deutscher Verlag Hoffmann und Campe zeigte sich am Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse sehr erfreut. "Es ist ein großes Glück für den Verlag. Natürlich haben wir immer gehofft, dass Doris Lessing den Literaturnobelpreis erhält", erklärte Geschäftsführer Günter Berg. Er erinnerte daran, dass die Autorin erst am Mittwoch zu einer Lesung in Hamburg gewesen sei. Berg beschrieb sie als eine hochsympathische Frau, die sich nie habe vereinnahmen lassen. (APA/red)