Maria Hude (24), Medizin
"Freierer Stundenplan wäre sinnvoll"

Foto: Maria Hude

Lydia Gober (22), Ergotherapie, berufstätig
"Wollte so schnell wie möglich Beruf erlernen"

Foto: Lydia Gober

Studiengänge im Gesundheitswesen, ob an Fachhochschulen oder Universitäten, sind momentan in aller Munde. Oft im Zusammenhang mit strengen Aufnahmeprüfungen, überfüllten Unis und genervten Studenten. Zahlen und Experten sind die eine Sache, viel wichtiger ist jedoch: Was sagen die Studenten zu ihrer Situation, warum haben sie sich für ihr Studium entschieden und wie ist ihre Haltung zu FH und Uni?

 

Maria Hude (24), Medizin

"Die Frage ob ich an einer Fachhochschule oder an einer Uni studieren will, hat sich mir eigentlich nie wirklich gestellt. Ich habe zwar nie zu den Leuten gehört, die schon immer genau gewusst haben was sie für einen Beruf erlernen wollen, aber mir war immer klar, dass ich auf der Uni in Graz studieren möchte. Medizin hat mich nach der Matura am meisten interessiert, deshalb habe ich dieses Studium begonnen. Den geregelten Stundenplan fand ich anfangs sehr angenehm, weil man sich um nichts kümmern musste.

Im Laufe meines Studiums habe ich jedoch festgestellt, dass ich eigentlich nie ein so durchstrukturiertes Studium wollte, letzten Endes habe ich mir den Stundenplan dann doch freier vorgestellt. Ich würde es besser finden, wenn man die Möglichkeit hätte sich die Lehrveranstaltungen selbst einzuteilen, um so nach seinem eigenen Tempo studieren zu können: mal schneller, mal langsamer. Außerdem glaube ich, dass diese Selbstständigkeit gut tun würde.

Was die praxisnahen Fächer an der Uni betrifft: Der neue Studienplan hat sich ja dahingehend verändert, dass sich die Uni mehr zur Praxis hin orientiert, was ich für einen Schritt in die richtige Richtung halte. Die Umsetzung gestaltet sich aber leider manchmal schwierig, weil einfach viel zu viele Studenten an der Medizin-Uni studieren."

Lydia Gober (22), Ergotherapie, berufstätig

"Ich habe die dreijährige Fachhochschule für Ergotherapie in Wiener Neustadt besucht und vor einem Jahr mein Studium beendet. Jetzt arbeite ich am Landesklinikum Donauregion Tulln in der neurologischen Abteilung. Ich wollte schon immer im Gesundheitsbereich arbeiten, wobei mich gerade die Ergotherapie besonders interessiert hat. Für mich war von Anfang an klar, dass ich an einer Fachhochschule studieren will. Ich wollte einfach so schnell wie möglich einen Beruf erlernen, der mir wichtig ist, um dann sofort ins Berufsleben einzusteigen. Ich habe schon vor meinem Studium und auch währenddessen gearbeitet und wollte immer schon arbeiten.

Die Fachhochschule war für mich besonders gut geeignet, weil ich ein schlechtes Zeitmanagement habe und man dort einen vorgegebenen Stundenplan hat, nach dem man sich richten muss. Besonders wichtig waren mir auch die verschiedenen Praktika, weil man dadurch besonders praxisnah ausgebildet wird. Ich kann mir vorstellen ein Leben lang meinen Beruf auszuüben, weil ich gerade in meinem Bereich die Möglichkeit habe innerhalb des Faches meinen Beruf zu wechseln, da das Berufsbild sehr breit gefächert ist."

Aywana Gogulka (24), Jus und Pflegewissenschaften

"Von dem Besuch einer Fachhochschule hat mich das verschulte, strenge System abgehalten, weil ich mich deshalb schon in der Schule nicht wohl gefühlt habe und von dieser in jeglicher Hinsicht Distanz gewinnen wollte. Ich habe dann nach der Matura begonnen Medizin zu studieren, dass in dieser Studienrichtung der Stundenplan dermaßen dem Schulsystem gleicht, war mir vorher nicht so bewusst. Weil sich das Medizinstudium und mein Job nicht vereinbaren ließen, habe ich nach einem Stehjahr auf der Medizin, auf Jus und Pflegewissenschaften gewechselt.

Jetzt kann ich mir meine Lehrveranstaltungen so einteilen wie ich möchte. Gerade mit der Kombination Jus und Pflegewissenschaften kann man nach dem Studium gut in den gesundheitlich-administrativen Bereich, zum Beispiel bei einer Versicherung einsteigen oder in die Forschung gehen.

Durch meine freiwillige Mitarbeit beim Roten Kreuz im Rettungswagen habe ich schon früh einen Einblick in Pflegeanstalten und die dort (größtenteils) durchgeführte „Massenabfertigung“ ohne ehrliche Rücksicht oder Interesse am tatsächlichen Individuum erhalten. Sollte ich meinen späteren Berufsweg auch wirklich in den gesundheitlichen Bereich einschlagen, möchte ich dazu beitragen, dass jedem Menschen der Respekt und die Aufmerksamkeit in der Pflege zukommt, die er benötigt. Denn die Berufe im Gesundheitswesen halte ich für die wichtigste Arbeit überhaupt."

Heidi Halbedl(28), FH Physiotherapie, auslaufender Akademielehrgang

"Nach meinem ersten Studium an der Uni Wien habe ich eine Zeit lang begeistert als Deutsch als Fremdsprache-Lehrerin (DaF) gearbeitet, bevor ich mit der Ausbildung an der Akademie (jetzige FH) begonnen habe. Mein derzeitiges Studium gestaltet sich sehr arbeits-, und zeitintensiv, mit einem vorgegebenen Programm und strenger Anwesenheitspflicht. Diese Struktur fordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und das Akzeptieren, dass einem gewisse Entscheidungen abgenommen werden.

Dafür wird man gezielt an die Sache, den Lerngegenstand herangeführt, vieles an Organisation für einen erledigt. Uni und FH miteinander zu vergleichen finde ich schwierig, da es meiner Meinung nach um ganz andere Dinge geht: Bei einem Studium auf der Akademie (FH) erhält man eine gezielte Berufsausbildung, wohingegen Uni mehr thematische Vertiefung erlaubt sowie den Zugang und die Auseinandersetzung mit kritischen Theorien ermöglicht. Nichts von beiden möchte ich missen, auf keines von beiden sollte die Gesellschaft verzichten." (Sophie Leitner, derStandard.at,21.10.2007)