Tolle Lage, nur 90 Studierende: Seekirchen lässt sich die neue Privat-Uni etwas kosten.

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Salzburg - Seekirchen am Wallersee hat 10.000 Einwohner, seit sieben Jahren das Stadtrecht und ab März eine Universität. Die "U:M Private Wirtschaftsuniversität Seekirchen" wird im März 2008 eröffnen - mit zunächst maximal 90 Studierenden. Eine dicke Geldbörse ist Voraussetzung, denn unter 5000 Euro Studiengebühren im Jahr geht nichts. Die Stadt kostet die Uni 20.000 Euro pro Jahr, vorerst auf drei Jahre. Außerdem verzichtet sie auf Miete für die Räume im exquisit am Seeufer gelegenen Schloss Seeburg. Seekirchen wird damit zur elften Universitätsstadt Österreichs, die Privatuniversität ist die zwölfte ihrer Art.

Seekirchens Bürgermeister Johann Spatzenegger (ÖVP) hat so ein Ziel erreicht, das er sich bei der Stadterhebung im Jahr 2000 gesetzt hatte: Die Uni sei "zur Profilierung, für die Entwicklung zu einem zentralen Ort eine ganz wichtige Angelegenheit". Das Einzugsgebiet dafür reiche "von Rosenheim bis Braunau, Ried und Vöcklabruck, da wäre genügend Potenzial vorhanden".

Nur drei Wochen pro Semester werden die großteils schon berufstätigen Studierenden an der Uni in Seekirchen verbringen, den Rest des Stoffs wird per Internet gelernt. Qualitätseinbußen fürchtet der zukünftige Rektor Christian Werner nicht: "Es ist definitiv sichergestellt, dass hier mitgearbeitet wird." Kontrollanrufe inklusive.

Drei Studienrichtungen stehen zur Wahl: Betriebswirtschaftslehre, Sportmanagement und Wirtschaftspsychologie, jeweils auf Bachelor- und Master-Niveau. Dazu kommt ein Lehrgang zum "Master of Business Administration" (MBA).

Hoher Anspruch

Werner ist gleichzeitig Präsident der Fachhochschule für angewandtes Management in Erding bei München, die auch Zweigstellen in drei weiteren bayerischen Kleinstädten und insgesamt etwa 700 Studierende betreut. Sieht man sich die Website seiner Fachhochschule (FH) an und die der zukünftigen Seekirchner Uni, wirkt diese wie eine Kopie. Der Schein trügt, meint Werner: Die Privat-Uni sei "ganz klar forschungsorientiert ausgerichtet". Außerdem werde man auch den Doktortitel und die akademische Lehrbefähigung erwerben können. Diese Integration von Forschung und Lehre ist im Privat-Uni-Gesetz vorgeschrieben. Dass Werner in Österreich eine Universität eröffnet und keine FH, liegt wohl an den Studiengebühren: Denn eine Privat-Uni kann deren Höhe selbst festlegen, eine FH dagegen darf nicht mehr verlangen als die öffentlichen Unis.

Die Konkurrenz gibt sich bedeckt: Walter Emberger, Studiengangsleiter für Betriebswirtschaft an der FH Salzburg, hat früher selbst an der FH Erding gelehrt. Die Privat-Uni ist für ihn "sicher ein neuer Mitbewerber". Er selbst sei aber ein Anhänger von Anwesenheit beim Studium, "denn in der Gruppe passiert unglaublich viel". Das Projekt am Wallersee hält Emberger für gewagt: "Promotion und Habilitation, das sagt sich leicht, ist aber viel Aufwand. Ein ehrgeiziges Ziel." Ähnlich reagiert Richard Hammer, der an der Uni Salzburg und an der Salzburg Management Business School Betriebswirtschaft lehrt: "Es ist ein Mitbewerber am Bildungsmarkt, ähnlich positioniert wie wir, der zwingt alle anderen, sich weiterzuentwickeln - ich seh's als Ansporn."

Der zuständige Akkreditierungsrat hat die Zulassung am 6. Oktober beschlossen. Die Bestätigung des Wissenschaftsministeriums steht noch aus, ist jedoch laut dem zuständigen Sektionschef Friedrich Faulhammer "eine Angelegenheit von Tagen". Insgesamt sind an österreichischen Privat-Unis zurzeit etwa 5000 Studierende inskribiert, im Vergleich zu 220.000 an den öffentlichen Unis und 28.000 an Fachhochschulen. (Markus Peherstorfer,DER STANDARD-Printausgabe, 23.10.2007)