Kristine Edlinger-Ploder, steirische ÖVP-Landesrätin will den Motor für die Modellregionen in der Steiermark starten.

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Die gesetzliche Verankerung der Modellregionen sorgt nicht nur zwischen ÖVP und SPÖ für Diskussionen. Auch innerhalb der ÖVP gibt es dazu konträre Ansichten. Welche Alternativen man sich in der Steiermark überlegt, um im kommenden Schuljahr mit den Modellregionen starten zu können, erklärt die steirische ÖVP-Landesrätin Kristine Edlinger-Ploder im derStandard.at-Interview. Die Forderung des ÖVP-Bildungssprecher Fritz Neugebauer, auch die "Nicht-Beteiligten" über einen Modellversuch abstimmen zu lassen, hält sie für "übertrieben". Das Gespräch führte Katrin Burgstaller.

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derStandard.at: Die Vorbereitungen für die Modellregionen in der Steiermark laufen ja auf Hochtouren. Wann möchten Sie starten?

Edlinger-Ploder: Wir starren gespannt auf die Entwicklungen in Wien. Die Entscheidung wurde auf nächste Woche verschoben. Das ist natürlich auch für uns ein wichtiges Datum. Es ist zu klären ob wir, so wie ursprünglich vorgesehen, aufgrund der gesetzlichen Grundlage unsere Modellregionen einbringen können oder ob wir einen anderen Weg finden müssen, um trotzdem die Modellregionen im kommenden Schuljahr starten zu können. Etwa über die kompliziertere Methode der Schulversuche.

derStandard.at: Die ÖVP kritisiert, dass die Schulpartner in Schmieds Plan zu wenig Mitbestimmungsrechte hätten. Wie sehen Sie die Frage der Mitbestimmung?

Edlinger-Ploder: Im ersten Entwurf der Bundesministerin war vorgesehen, dass nur das Landesschulratskollegium entscheidet, damit also nur die Elternvertreter, die dort drinnen sitzen. Wir haben von Anfang an gesagt, uns wäre viel daran gelegen, dass die betroffenen Eltern eingebunden sind und mitentscheiden. Neugebauers Vorschlag, dass auch die Nicht-Beteiligten darüber abstimmen, halte ich für zu weit gegriffen. Das ist nicht Sinn der Sache. Wichtig ist, dass die Betroffenen in den Modellregionen - Lehrer, Schüler und Eltern - wissen, wie dieses Schulmodell ausschaut und wie es abgewickelt wird. So können sie darüber entscheiden, ob sie sich darauf einlassen. In diesem Sinn hat die Frau Bundesministerin nachgegeben, die jetzige Haltung des Bildungssprechers Neugebauer halte ich für übertrieben.

derStandard.at: Die Verhandlungen sind vorerst gescheitert. Wie soll es weitergehen?

Edlinger-Ploder: Ich orte aufgrund des neuen Gesprächstermins am Sonntag trotz allem eine konstruktive Gesprächsbasis. Die Aussagen von Bundesministerin Schmied und von Bundesminister Hahn deuten darauf hin, dass es schon noch einmal einen ehrlichen Versuch gibt, auf eine Ministerratsvorlage zu kommen, die auch von beiden Parteien genehmigt werden kann.

derStandard.at: Sind sie dafür, dass in den Bundesländern unterschiedliche Gesamtschulmodelle entwickelt werden, oder soll eine einheitliche "Neue Mittelschule" gestestet werden?

Edlinger-Ploder: Das Chaos darum hat die Ministerin selbst mitverursacht. Sie ist meiner Meinung nach den falschen Weg gegangen ist. Es herrscht Verunsicherung, weil man sich die Fragen stellt: Wir haben unterschiedliche Modelle, aber was soll dabei am Ende des Tages herauskommen? In welchem Zeitraum einigt man sich auf ein Modell, das österreichweit durchgeführt werden soll? Die Expertenkommission bemüht sich, dass diese Dinge geklärt werden, aber das wäre eigentlich die Vorarbeit gewesen. Nicht umsonst gibt es so viele Zweifel. Man weiß nicht, welches nun das gemeinsame Schulmodell ist. Es gibt zu viele davon.

Auch in der Steiermark haben wir noch nicht das gemeinsame Schulmodell, das wir uns vorgenommen haben. In einem ersten Schritt kommt es zu einer Attraktivierung der Hauptschulstandorte, formal gibt es nur eine AHS, die mittut. Es ist aber wichtig, dass wir einmal starten, um den Motor in Gang zu bringen. So können wir den Eltern zeigen, dass wir es ernst nehmen mit einer guten Betreuung ihrer Kinder.

derStandard.at: Wäre es sinnvoll, österreichweit ein einziges Modell zu testen?

Edlinger-Ploder: Es wäre sinnvoll gewesen, den neun Bundesländern ein von der Expertenkommission vorab entwickeltes Modell anzubieten, dass sich dann regional und in weiterer Folge auch national und flächendeckend ausbreiten kann.

derStandard.at: Glauben Sie, dass die Modellregionen kostenneutral gegenüber den Regelschulen sind?

Edlinger-Ploder: Unsere Modelle bedürfen einer gewissen Kostenerweiterung. Wir haben zum Teil einen doppelten Lehrereinsatz in den Klassen. So lange das alte Regelschulwesen zugleich mit dem Neuen angeboten wird, muss es zu einer Kostenerweiterung kommen. Die Kostenneutralität kann erst dann hergestellt werden, wenn ich alle auf das neue System umgestellt habe. Zwei Systeme parallel laufen zu lassen, ist es immer teurer.

derStandard.at: Glauben Sie, dass die AHS-Lehrer in den Modellschulen weiter so unterrichten können, wie sie es gewohnt sind?

Edlinger-Ploder: Kein Lehrer kann ein Leben lang so unterrichten, wie er es gewohnt ist. Schule war und ist immer schon ein lebendiges Gebilde. Unabhängig von Organisationsstrukturen hat sich natürlich auch die Unterrichtsweise in den letzten Jahren verändert. Alle Lehrer brauchen in unserer Gesellschaft eine hohe Akzeptanz und Respekt, die Wertschätzung ist jedem Lehrer entgegenzubringen. Statusmäßige Unterschiede zwischen AHS- und Pflichtschullehrern sind vollkommen unangebracht. (Katrin Burgstaller/derStandard.at, 24. Oktober 2007)