Bild nicht mehr verfügbar.

Männer mit Männerhobbys wie Fußball oder Musik und Frauen, die ihre Männe verstehen wollen oder Spaß haben, Männern beim Sich-selber-Verstehen zuzuschauen, lesen Nick Hornby. Sicher.

Nachlese
Fever Pitch, 15 Jahre später"

Ein Essay von Michael Robausch

Foto: APA/EPA/Julian Martin

Gratisbuch-Verteilstellen sind u.a.: Buchwoche im Rathaus, Fernwärme Wien, Wiener Volkshochschulen, Buchhandlungen, Büchereien, Kaffeehäuser.

Tipp
Am 18.11., 17.45 Uhr, liest Nick Hornby im Rathaus aus Fever Pitch, am 19.11, 16 Uhr, gibt er bei der Fernwärme Wien eine Signierstunde.

Foto: Eine Stadt. Ein Buch.
Wien – Der Brite Nick Hornby zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern unserer Zeit. Mit Büchern wie Fever Pitch oder High Fidelity hat der heute 50-Jährige Anfang der 90er-Jahre eine moderne Form von Unterhaltungsliteratur geschaffen: gleichermaßen flott, ironisch, gefühlvoll und nachdenklich. Wie es sich eben liest, wenn ein mit Pop und Fußball sozialisierter, für sein Leben gern Listen mit Lieblingsplatten aufstellender, denkender und fühlender Mann beschließt, pfiffige Romane zu schreiben.

Anlässlich der Gratisbuchaktion "Eine Stadt. Ein Buch" wird diese Woche Hornbys Debüt Fever Pitch aus dem Jahr 1992 in der Hauptstadt verteilt. Jenen, die das Buch bislang nicht kennen, Hornby zu erklären, ist wie Eulen nach Athen tragen. Denn wer es geschafft hat, in den letzten 15 Jahren an dem Autor vorbeizukommen, der dürfte streng genommen nicht zur Zielgruppe gehören. Am besten lassen sich die Bücher des Briten vielleicht auch über dessen Leserschaft erklären.

Hornby wird erstens gelesen von Männern, die Männerhobbys wie Musik und Fußball haben, darüber hinaus aber auch über die Gabe zur Selbstreflexion und Selbstironie verfügen. Die zweite Lesergruppe sind Frauen, die ihre Männer zu verstehen versuchen oder Spaß daran haben, Männer beim Sich-selber-verstehen-Wollen zuzuschauen. Hornbys Zielgruppe ist also gigantisch groß.

Wie gut seine Bücher sind, darüber herrscht jedoch Uneinigkeit. Unbestritten ist allein die Qualität der ersten Werke Fever Pitch und High Fidelity, in denen Hornby sich am eigenen Fußball- und Popmusik-Fantum abarbeitete und schön beschrieb, wie diese Leidenschaften auf das restliche Leben abfärben. Im Prinzip ging es dabei immer um die Frage: Wie stellt man es an, ewig ein großes Kind zu bleiben – und nebenbei doch ein halbwegs erwachsenes, so genanntes verantwortungsvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden?

Die seitdem folgenden Romane About a Boy, How to be Good und A Long Way Down – auch die deutschen Hornby-Übersetzungen tragen die Original-Titel – wurden geteilt aufgenommen. Streckenweise wirkte die darin zu findende Mischung aus humorigen und gefühligen Passagen auch weniger inspiriert als am Reißbrett konstruiert.

Was der deutsche Autor Joachim Lottmann über seinen Kollegen Benjamin von Stuckrad-Barre bemerkt hat, trifft so ähnlich auf Hornbys Arbeit zu: "Soloalbum ist das eine und einzige Buch, das jeder Mensch schreiben kann und meiner Meinung nach auch schreiben sollte [...]. Jeder trägt eben EIN gutes Buch in sich, das ist sein Stoff. Danach erst beginnen die Second-order-Erfahrungen, das Ausgedachte, die Literatur, also der Krampf." In Hornbys Fall waren es sogar zwei gute Bücher, die aus ihm rausflutschten.

Seine Fans haben ihm die Treue gehalten. Als Hornby-Leser befindet man sich heute allerdings in einer vergleichbaren Situation wie Hornby selber in Fever Pitch als leidgeprüfter Arsenal-Fan: Man weiß, das nächste Match bzw. Buch wird wahrscheinlich keine Glanzleistung werden, aber schwänzen will man es trotzdem nicht. (Sebastian Fasthuber /DER STANDARD, Printausgabe, 13.11.2007)