Vom Ring aus kann man den Gästen des "At Eight" mühelos auf die Teller schielen.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Sieht deutlich besser aus als die Einrichtung. Und schmeckt richtig gut.

Fotos: Gerhard Wasserbauer

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Des rassigen Ambiente wegen muss man das Restaurant im "The Ring" nicht besuchen. Hotelrestaurants, die morgens als Frühstücksraum herhalten, abends auf Designerhütte tun müssen und nirgends anecken dürfen, sehen nun mal so aus. Im Fall des "At eight" bestimmt Furnier aus dem derzeit unvermeidlichen Zebrano-holz die Stimmung, dazu gibt es lindgrünen Stoff für Tischsets und Sitzpolsterung. An den Wänden hängen Katalog-fotos von Nüssen, Oliven und ähnlichem Zeugs, die wohl mediterranes Flair vermitteln sollen. Ja, eh. Dafür sitzt man komfortabel, die Luft ist gut (Nichtraucher only!), die Musik nicht allzu laut, der Blick auf den vorbeidüsenden Ring im Zweifel durchaus kurzweilig. Mehr als eine Veggie-Vorspeise Aber das Essen. Zwar hielt die Speisekartendiktion in der Eröffnungswoche nicht ganz mit dem Gebotenen mit, viel schlimmer wär's freilich umgekehrt: Alles schmeckt besser, als es sich anhört. "Gemüsetartare, Kräutercouscous und geschmolzener Käse" etwa mag nach einer ratlos zusammengestoppelten Veggie-Vorspeise aus dem Studentencafé klingen, tatsächlich aber verbinden sich die mit allerhand ätherischen Ölauszügen marinierten Gemüse aufs Angenehmste mit dem fluffigen, feinkörnigen Couscous. Der warme, würzige Schmelzkäse dazu kommt eindeutig aus der Weißschimmelecke und passt ideal zu den ziemlich exotischen Kräutern - eine kühne Kombination, die funktioniert. Oktopussalat mit geschmorter, ungeschälter Topinambur und Ofentomaten ist ein für das Ambiente ganz erstaunlich rustikaler Gang, wieder mit kraftvollen, ungenierten Aromen, die jederzeit in eine familiär geführte Osteria irgendwo in Oberitalien passen würden - sehr, sehr gut. Leitmotiv: ätherische Öle Zu einer kraftstrotzenden Wildconsommé gibt es feine Schwarzwurzel-Ravioli, die Fenchelsuppe hat erstaunliche Crostini mit mayonnaisiger Fenchelcreme und dünnen Scheiben angewärmter, ansonsten aber roher Jakobsmuschel auf einem Zusatz-teller. Wie gekonnt die vom Schwester-betrieb Grandhotel abgezogenen Neoküchenchefs Roman Pichler und Thomas Seifried (zuvor Le Ciel) mit Aromen umgehen und gleichzeitig eine unheimlich leicht anmutende Küche präsentieren, zeigt auch der Rehrücken: Saftiges Fleisch, knackiger Sellerie, in der zarten Sauce ziehen ein paar Tropfen Mandelöl feine Schlieren. Überhaupt sind angesetzte Kräuteröle und Experimente mit ätherischen Ölen ein Leitmotiv der Küche, das aber angenehm unaufdringlich inszeniert wird. Ein vergleichsweise bescheidenes Hotelrestaurant, dafür mit sehr zeitgemäßer Küche. (Severin Corti/Der Standard/rondo/16/11/2007)