Buschenschafter-Treffen ohne Burschenschafter: Diese Woche lief der Protest anders ab als sonst.

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Wien – Für die Studenten, die am Mittwoch vor der Universität am Dr. Karl-Lueger-Ring in Wien gegen den Aufmarsch rechter Burschenschafter protestierten, war es verlorene Liebesmüh, besser gesagt, verlorene Protestmüh – die Burschenschafter tauchten nicht auf.

Pünktlich um 12 Uhr, immer Mittwoch, pflegen sie vorbeizubummeln und dem Siegfriedskopf, der vor eineinhalb Jahren in der Aula stand und jetzt rechts außen im Arkadenhof der Uni in einem sargähnlichen Glaskasten liegt, ihre Aufwartung zu machen. Zum Hintergrund: Am 8. November 1923, dem Tag des Hitler-Ludendorff-Putsches in München, wurde der Siegfriedskopf von antisemitischen Studenten in der Aula aufgestellt.

Seit 17. Oktober 2007 gesellt sich auch die Wiener Polizei dazu, allerdings nicht aus Sympathie, sondern weil es bei den Treffen davor zu Gerangel zwischen den Verbindungs-Männern und den Gegendemonstranten gekommen war. Die Polizei musste sich zwischen links und rechts stellen, weil die Burschenschafter laut Fanny Rasul vom ÖH-Vorsitzendenteam "aggressive, gewaltbereite Helfer" mitbrachten, die mit Glasflaschen geworfen hätten.

Zu Semsterbeginn hätten die "Rechten" noch Zettel verteilt, wohl um Mitglieder zu werben, erzählt ein Sicherheitsmann der Uni.

Doch zum zweiten Mal hintereinander verlegen die "Burschis", wie sie von den linken Demonstranten genannt werden, ihren "Farbenbummel", den sie mit Band und Deckel, also mit der in den Verbindungsfarben gehaltenen Schleife und dem Käppi, absolvieren, auf den Nachmittag oder einen anderen Tag. Mit bunten Papierschleifen, Hüten aus Zeitungspapier und Luftballon-Säbeln persifliert eine Handvoll Studenten die mittlerweile traditionellen – sie begannen in den 1960er-Jahren – Besuche. "Sie tun so, als ob es normal wäre, sich hier so zu präsentieren", zeigt sich ein Student entrüstet. So wollen die "AntifaschistInnen" die "deutsch-nationalen, meist pflichtschlagenden Burschenschafter" nicht alleine stehen lassen, sagt Rasul.

Die Bummel organisiert der Wiener Kooperationsring (Eigendefinition: "Arbeitsgemeinschaft der national-freiheitlichen, farbentragenden Korporationen"). Ganz geheuer sind die Auftritte weder der ÖH noch dem Rektorat, doch weil sie keine Veranstaltungen sind, sondern immer zwischen fünf und 15 Menschen kommen und auch keine rechten Parolen gerufen werden, können sie auch nicht verboten werden. "Nach 20 Minuten ist es meistens vorbei", sagt der ÖH-Sicherheitsmann. So war es auch am Mittwoch. (Marijana Miljkovic/DER STANDARD, Printausgabe, 15.11.2007)