Aus alten Funzeln neues Licht: Das Team "konstantin gabel" verschönt sehr erhellend den Stiegenaufgang.

Foto: STANDARD / Robert Newald

Wien – Selbstverständlich muss auch die Architektur ergänzend beistehen, wenn ein neues Konzept wie das "brut" in Fahrt kommen soll. Aus diesem Grund wurden die Umbaumaßnahmen der Theaterräumlichkeiten im Künstlerhaus als künstlerisches Projekt begriffen. Es stand dafür zwar so gut wie kein Budget zur Verfügung – doch aus dem Nichts bis Wenig wurde voll geschöpft.

Vier Studierende der Universität für angewandte Kunst – Ece Anisoglu, Jakob Brossmann, Julia Miglinci und Johannes Weckl – konstituierten sich gemeinsam mit den Architekten Gabu Heindl und Manfred Hasler zum Team "konstantin gabel" und entwickelten anhand gemeinschaftlich vor Ort abgehaltener Workshops ein Konzept des bewussten Rückbaus.

Die Ausgangsposition war ein verspiegeltes, mit allerlei Metallpaneelen verkleidetes, glattes, erstaunlich charakterloses 80er-Jahre-Ambiente sowie ein schwarz ausgepinselter, angenehm dimensionierter Theaterraum. Letzterer blieb bis auf den Wiederaufbau einer alten Besuchertribüne unberührt.

Gestalterisches Hauptaugenmerk fiel auf die vorgelagerten Pausen- und Foyer-Räume, in denen die Besucher dazu angehalten sind, zu tratschen und sich über das Programm auszutauschen. Co-Leiter Thomas Frank: "Das war das Erste, was uns auffiel: Die soziale Situation musste verändert werden, das ist für die Art von künstlerischen Projekten, die uns vorschwebt, essenziell." Ein Büroraum im Obergeschoß wurde zugunsten einer Bar aufgelassen, die mit dem ausgedienten Holzboden des benachbarten Schanigartens quasi austapeziert wurde. Das Foyer wurde von störenden Fixelementen befreit, alle Wände wurden quasi ausge_zogen, Farbschichten weggekratzt, die Spuren verschiedener Epochen freigelegt. Natürlich hat die Angelegenheit nun den für manche wahrscheinlich überraschenden Charakter des komplett Unfertigen.

Das kann nur begrüßt werden. Im Kleinen ist das "brut"-Theater für das Schauspiel sozusagen das, was die (alte) Kunsthalle einmal für die bildenden Künstler war – ein Experimentierfeld, in dem es auch wüster hergehen darf.

Die Möbel für das Foyer beispielsweise sind rohe, im Eigenbau zusammengeschraubte Kuben aus Holz. Sie können als Sitzbänke herhalten, zu Regalen gestapelt werden oder als Bar-Möbel dienen. Praktisch und flexibel. Und alle Leuchten, die im alten Ambiente vorgefunden wurden, bilden nun einen ordentlich dimensionierten Luster, der als Lichtobjekt im Stiegenaufgang zur Bar hängt. Dada-brut, sozusagen. (Ute Woltron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2007)