Expertin rät von exzessivem Kaffeekonsum ab: Nicht mehr als ein bis zwei Tassen pro Tag.

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Stattdessen auf Kohlenhydrate achten: Sie liefern dem Gehirn ausreichend Energie.

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Schokolade kann als Trostpflaster dienen. Ernährungswissenschaftlich ist eine positive Wirkung nicht erwiesen.

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Bier trinken steht erst nach der Prüfung an. Erfolge feiern ist erlaubt.

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"Wenn Prüfungen anstehen, ist mir der Stellenwert des Essens nicht so wichtig. Meine Ernährung geht in Richtung Fast Food. Es soll schnell gehen und ich will einfach nur satt werden." So wie Markus, Wirtschaftsinformatik-Student im 9. Semester, denken die meisten Studenten, wenn sie unter Stress stehen. Schokolade, Kaffee und ungesunde Imbisse stehen bei vielen in Prüfungszeiten ganz oben auf der Speisekarte. Denn fürs Kochen können oder wollen sie in diesen Momenten keine Zeit aufwenden. "Normalerweise koche ich ja gerne, auch gesunde Gerichte, und nehme mir auch viel Zeit dafür", beschreibt Markus das Dilemma.

Doch gerade in stressigen Zeiten ist eine gesunde und ausgeglichene Ernährung wichtig. Das bestätigt Ernährungswissenschafterin Eva Unterberger. Sie sagt im Gespräch mit derStandard.at, dass man den Lernprozess durch die richtige Ernährung positiv unterstützen kann. "Man kann bessere Voraussetzungen schaffen", ist sie überzeugt, "wichtig ist, dass das Gehirn gut versorgt wird, man sollte sich eiweißreich ernähren." Gut wäre es, viele Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchte zu sich zu nehmen. "Das begünstigt nicht nur das Lernen, sondern auch das Abrufen der Informationen."

Kaffee in Maßen

Bei vielen Studenten nimmt auch der Kaffeekonsum in Stressphasen stark zu. Markus sagt: "Ich trinke sehr sehr viel davon, um mich leistungsfähiger zu machen. In der Schule habe ich oft eine ganze Kanne getrunken, wenn ich für meine Physikprüfungen lernen musste." Davon rät die Expertin ab. "Koffein wirkt zwar anregend, die Durchblutung wird gefördert und das Gehirn wird kurzfristig mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt", sagt Unterberger, "zu viel Kaffee führt aber zu Nervosität." Ein bis zwei Tassen am Tag sollten genug sein.

Trostpflaster

Ein beliebtes Nahrungsmittel in Prüfungszeiten ist Schokolade. "Schokolade ist psychologisch wertvoll, ernährungswissenschaftlich ist ein positiver Effekt nicht erwiesen", sagt die Ernährungswissenschafterin. "Es wirkt als Trostpflaster. Man kann man sich das Leben dadurch schöner machen. Schokolade ist aber nicht das Brainfood Nummer 1." Viel mehr hält Unterberger vom klassischen Studentenfutter: "Nüsse und Trockenfutter enthalten viele Kohlenhydrate, das Gehirn wird dadurch ständig mit Energie versorgt."

Und welche schnellen Gerichte könnte man in Prüfungszeiten kochen? "Wenn man sich in der Phase der Konzentration befindet ist viel Eiweiß wichtig", sagt Unterberger. Sie empfiehlt, zu Mittag zum Beispiel einen Fisch mit Gemüse anzubraten: "Das dauert nicht länger als fünf Minuten und man ist auch noch am Nachmittag leistungsfähig. Der Körper kann das schnell verdauen, und man wird nicht zu müde." Am Abend sollte man vorausschauend für den nächsten Tag kochen. Gut seien Nudelgerichte oder Wokgerichte, da sie viele Kohlenhydrate enthalten.

Tote Gehirnzellen

Trinken sollte man zu den Gerichten am besten Wasser. Von Alkoholkonsum rät die Expertin ab: "In der Lernphase ist das deswegen nicht gut, weil Gehirnzellen abgetötet und nicht wieder neu gebildet werden." Gespeicherte Informationen können verloren gehen. Außerdem führt Alkoholkonsum zu einer höheren Magnesiumausscheidung. "Das führt zu Konzentrationsschwäche und Müdigkeit und daraus resultierend zu Stress in Prüfungssituationen", sagt Ernährungswissenschafterin Unterberger.

"Während der Prüfungszeit trinke ich keinen Alkohol, das macht den Geist schwach und schwächt die Disziplin", weiß auch Markus. Trotzdem belohnt er sich nach der Prüfungsphase gerne: "Jede Prüfung gehört gefeiert." Hier gibt ihm die Expertin Recht: Nach der einer absolvierten Prüfung spreche nichts gegen den Konsum von Alkohol. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 21.11.2007)