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Differenzen gibt es bei der Finanzierung, dem Wirtschaftsbezug und dem Studienangebot.

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"Dass es Fachhochschulen gibt, ist eine Erfolgsgeschichte", sagt Kurt Koleznik, Generalsekretär der FH-Konferenz Österreich. Als die Fachhochschulen hierzulande vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurden, reagierte man darauf, "dass die Universität der Wirtschaft nicht nachkam". Vorbild war dabei Deutschland.

Dennoch unterscheiden sich die FHs im deutschen Sprachraum gerade in ihrem Verhältnis zur Wirtschaft. In Österreich sei es mit der Einführung gut gelungen, ein "Gegengewicht" zu den Unis zu schaffen, meint Koleznik. Sie würden berufsbezogen ausbilden, sodass die Wirtschaft wisse, was sie an den Absolventen habe.

In Deutschland, wo es seit den 70er-Jahren Fachhochschulen gibt, stellt sich dieses Verhältnis ganz anders dar: "Man kann nicht sagen, dass FHs mit der Wirtschaft enger zusammenarbeiten als die Universitäten", erklärt Brigitte Göbbels-Dreyling, Leiterin des Berliner Büros der Hochschulrektorenkonferenz. Es sei aber eine andere Art der Kooperation. FHs würden verstärkt regional und mit kleineren Betrieben arbeiten. Von Wirtschaftsseite werde oft versucht, auf die Gestaltung der Studiengänge einzuwirken. "Als Hochschulleiter muss man darauf achten, die Eigenständigkeit zu erhalten", betont sie.

In der Schweiz sind die FHs als Teil der Bildungslandschaft zwei Jahre jünger als bei uns. Durch sie wird gewährleistet, dass auf die Berufslehre, die 80 Prozent jedes Jahrgangs absolvieren, eine akademische Laufbahn folgen kann.

Ähnlich wie in Österreich sieht Hans-Kaspar von Matt, stellvertretender Generalsekretär der Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz, einen stärkeren Zusammenhalt der Wirtschaft mit den FHs als mit den Unis. Aber auch diese hätten fachbereichsspezifisch sehr gute Beziehungen mit der Praxis. "Auch ist der Schritt von der Wirtschaft in den Hochschulbereich über die FH leichter", meint von Matt.

Die Finanzierung der Schweizer FHs erfolge zu zwei Dritteln durch die Kantone, ein Drittel übernimmt der Bund, fünf Prozent kommen aus Studiengebühren, die sich auf umgerechnet 300 bis 500 Euro pro Semester belaufen. Im Gegensatz zu Österreich gebe es von der Wirtschaft keine direkten Geldströme.

Finanzspritzen

Auch in Deutschland ist die öffentliche Hand alleiniger Erhalter der Fachhochschulen, ebenso der Universitäten.

In Österreich hingegen sind die Finanzierungsmodelle unterschiedlich. Während die Unis bedarfsorientiert und nur vom Staat Geld erhalten, sind die FHs normkostenfinanziert: Nur Personalkosten und der laufende Betrieb werden vom Bund abgedeckt. Mit diesem Geld kommen sie aber nicht aus, erklärt Koleznik. So werden die FHs von verschiedenen Erhaltern getragen, die ebenfalls öffentlich, aber auch privat sein können, und stützen sich auf Drittmittelfinanzierung durch die Wirtschaft.

Unter den Studierenden haben sich die FHs in Österreich noch nicht in dem Ausmaß etabliert wie bei den Nachbarn. Während hierzulande nicht einmal ein Sechstel der Hochschüler eine FH besucht, ist es in Deutschland ein gutes Viertel und in der Schweiz sogar ein Drittel.

Inhaltlich ist die Verteilung der Studienbereiche zwischen Uni und FH in den einzelnen Ländern ähnlich: "Generell steht die praxisbezogene Ausbildung in Vordergrund", begründet Koleznik, warum etwa Ingenieurwesen, Sozialarbeit und Mechatronik auf FHs unterrichtet würden, jedoch keine Hilfswissenschaften wie Philosophie oder Mathematik. Auch würden in allen drei Ländern die "altehrwürdigen Universitätsfächer" Medizin und Jus der Alma Mater überlassen.

Besonderheit der Schweizer FHs ist es, auch Kunststudien abzudecken. "Kunst zählt neben Wirtschaft und Technik zu den größten Studiengebieten", erklärt von Matt.

"Heute assoziiert man mit der FH etwas Positives", spricht Koleznik die allgemeine Reputation an. Dies sei auch der lokalen Präsenz zu verdanken, wie von Matt bestätigt: "Während die Universitäten in den Zentren sind, ist die FH stärker regionalisiert." Ihre Reputation sei in der Gesellschaft gut, aber im akademischen Bereich noch hinter der Universität.

Ebenso beschreibt dies Göbbels-Dreyling. FH-Absolventen seien am Arbeitsmarkt sehr gefragt und weniger von Arbeitslosigkeit betroffen. Aber die "Unis sind noch von einer Aura der Wissenschaft umgeben". Was man der FH manchmal abspreche. (Tanja Traxler, Julia Grillmayr/DER STANDARD Printausgabe, 24. November 2007)