Wien - Auch wenn die österreichischen Schüler bei PISA 2006 in den Naturwissenschaften erstmals signifikant über dem OECD-Schnitt lagen, so schätzen sie den Wert der Naturwissenschaften für die Allgemeinheit und für sich persönlich laut Studienergebnissen nur gering ein: "Weder im Unterricht noch im familiären Umfeld gelingt es in Österreich offenbar, Jugendlichen den hohen Stellenwert und die Möglichkeiten innerhalb der naturwissenschaftlich-technischen Berufe ausreichend nahe zu bringen", lautete denn auch das Fazit der nationalen PISA-Koordinationsstelle am Dienstag in einer Aussendung.

"Vertrauen in Naturwissenschaften"

In den meisten von insgesamt 16 europäischen Vergleichsländern schätzten die Schüler in einem parallel zum PISA-Test ausgefüllten Fragebogen den allgemeinen Nutzen der Naturwissenschaft für die Gesellschaft als sehr gering ein. Für die Jugendlichen persönlich am wenigsten wichtig ist dieser Bereich allerdings in Österreich. Auch die Freude an der Beschäftigung mit dem Bereich fällt in Österreich ähnlich wie in Irland sehr gering aus. Nur die Jugendlichen in den Niederlanden zeigen noch weniger Freude. Den Befunden gegenüber steht in Österreich "ein überdurchschnittlich hohes Vertrauen in die Naturwissenschaften".

Sprachbetonter Unterricht

"Sehr wenige österreichische Jugendliche sehen ihre berufliche Zukunft in den Naturwissenschaften - ihr Mittelwert ist der niedrigste unter allen 16 Ländern", heißt es in dem nationalen PISA-Bericht. Dabei liegt die Motivation der Mädchen, eine naturwissenschaftliche Karriere einzuschlagen, noch unter jener der österreichischen Buben. Weil das Interesse an einem Fach die spätere Berufswahl prägt, lässt die unterschiedliche Einstellung der 15- und 16-jährigen Schüler bereits erkennen, warum so wenig Frauen in Österreich naturwissenschaftliche Studien beginnen bzw. entsprechende Berufe ergreifen, so die Koordinatoren. Ähnliches habe sich bereits bei PISA 2003 in Bezug auf Mathematik gezeigt.

Die Lerntradition und Schulpraxis wurde im Rahmen von PISA 2006 ebenfalls unter die Lupe genommen. In Österreich ist der naturwissenschaftliche Unterricht dabei sehr sprachbetont. Die Schüler berichteten häufig von ausgedehnten Diskussionen (55 Prozent) und Meinungsäußerungen zu verschiedenen Themen (53 Prozent). Weit weniger geprägt ist der Unterricht von selbst durchgeführten naturwissenschaftlichen Experimenten im Labor (18 Prozent) oder die Anwendung von naturwissenschaftlichen Konzepten auf Alltagsprobleme (21 Prozent). (APA)