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PISA-Chef Haider präsentierte mit Ministerin Schmied die detaillierten Ergebnisse.

Foto: apa/Fohringer
Auch heuer wird es keine Bundesländer-Auswertung der PISA-Studie geben. Das gesamte Testverfahren sei darauf angelegt, nationale Mittelwerte zu ermitteln - "für das Herausrechnen einzelner Bundesländer ist die Stichprobe zu klein", so der nationale PISA-Projektkoordinator Günter Haider bei der Ergebnispräsentation. Wolle man tatsächlich Bundesländer-Vergleiche machen, müsse die Stichprobe von vornherein größer gewählt werden.

Interessanteres vergleichen

Insgesamt hält Haider Bundesländer-Vergleiche in Österreich über PISA für nicht sinnvoll. Dafür sollten vielmehr die ab 2008 geplanten Bildungsstandards herangezogen werden - wesentlich interessanter seien außerdem weniger Bundesländer-Gegenüberstellungen als etwa Vergleiche zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Anders als Staaten wie Deutschland gebe es in Österreich ein in allen Bundesländern einheitliches Schulsystem.

Laut Haider schwenkt die OECD von einer "Politik der Rangplätze" hin zu einem Bewerten der Skalenwerte - "weil wir mittlerweile gut untermauerte Skalen haben". Schwächen ortete er für Österreich vor allem beim Lesen - dies sei insofern ein Problem, weil gerade das sinnerfassende Lesen die Grundlage für andere Leistungen seien. Eine Behebung von Leseschwächen sei "vor allem Sache von gutem Unterricht". Ein zentrales Ergebnis ist für ihn die Größe der Risikogruppen - diese Jugendlichen hätten schlechte Chancen, in den Prozess des lebenslangen Lernens zu kommen.

Weitere Expertenberichte

Im Lehrer-Bereich ließ Haider eine Präferenz für eine stärkere Auswahl der Pädagogen erkennen: In den skandinavischen Staaten gebe es fünf bis zehn Bewerber um eine Stelle - da könne man sich dann natürlich die Besten aussuchen.

Noch keine Erklärung hatte er für die schlechtere Leseleistung von Migranten der zweiten Generation gegenüber Zuwanderer-Kinder der ersten Generation. Diese Frage müssten nun Soziologen und Integrationsforscher klären.

Bis Juni 2008 soll ein nationaler Expertenbericht erarbeitet werden, anschließend Empfehlungen an die Bildungspolitik folgen. Begleitet wird die PISA-Arbeit diesmal von der Statistik Austria, die Daten und Skalierungen überprüft und Detailanalysen einzelner Test-Aufgaben erstellt.

Bis auf freigegebene Beispielaufgaben unter Verschluss bleiben die Testaufgaben. "Sonst könnten wir uns den nächsten Test sparen", so Haider.

Schulsystem modernisieren

Was Länder wie Finnland auszeichnet, erklärte Haider im Ö1-Mittagsjournal: "Diese Länder haben ihr Schulsystem in den 80er-,90er-Jahren modernisiert." Das heimische System sei hingegen aus den 60er-Jahren. Auf schulstrukturelle Diskussionen möchte der PISA-Chef die Ergebnisse nicht alleine zurückführen. Damit eine Gesamtschule mehr Leistung hervorbringt, müsse auch die Pädagogik verbessert werden: "Es ist ein ganzes Paket, das wir berücksichtigen müssen, vor allem im Bereich der Leistung."

Jetzt wo die Daten vorliegen, müssten die Reformvorschläge rasch umgesetzt werden, fordert Haider. "Irgendwann muss die Auseinandersetzung enden und ein gemeinsamer Konsens gefunden werden", appellierte er an die Bildungspolitiker. (APA/red)