Sprenger wechseltedie Stadt: von Bonn nach Wien.

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Wien – Ihr Exfreund habe sie vor dem Interview noch gewarnt: „Willst du das wirklich machen, als Numerus-clausus-Flüchtling und so?“ Laura Sprenger (21) wollte. Sah sie doch darin eine Möglichkeit, „mal kein so schlechtes Licht auf Deutsche zu werfen“. Auch Sprenger kennt das vorwurfsvoll ausgerufene „Ach, schon wieder so einer“ aus leidiger Erfahrung gut. Bevor sie von Bonn nach Wien gekommen ist, um Publizistik zu studieren, hat sie sich an 15 Unis in Deutschland für Kommunikationswissenschaft beworben – die Chancen, genommen zu werden, waren aber gering. Ohne zuvor jemals in Wien gewesen zu sein, aber durch Erzählungen eines Freundes bestärkt, „kam ich zusammen mit meinem damaligen Freund hierher und hab mich sofort in die Stadt verliebt“.

„Weil wir wegmüssen“

Seit Sprenger zwölf war, hat sie sich nebenbei ehrenamtlich engagiert – Schulsprecherin, Schülerzeitung, bei der Jugendpresse Deutschland oder dem Verein „Schüler Helfen Leben“. So hat Sprenger mitgeholfen, einen bundesweiten sozialen Tag zu organisieren, an welchem 390.000 Schüler im Juni 2006 einen Tag lang arbeiten gingen und die verdiente Summe Bildungs- und Sozialprojekten in Südosteuropa spendeten – 4,1 Millionen Euro. Mögliche Gründe dafür, dass Sprenger über dem für ihr Studium benötigten Notendurchschnitt von 1,7 lag: „Es geht nur darum, welche Abi-Note du hast, egal was du sonst noch gemacht hast.“ Viele Deutsche, denen der Platz im angepeilten Wunschstudium verweigert wird, resignierten dann auch angesichts der durchschnittlichen Wartezeiten – „neun Semester in Berlin – das muss man sich mal geben!“ – und entschließen sich für ein anderes Studium. „Aber wenn wir wegen des Studiensystems aus Deutschland wegmüssen, wollen wir hier wirklich studieren und später auch wirklich in diesem Bereich arbeiten.“ Die wenigsten wichen auf Österreich aus, weil sie etwas erst einmal „ausprobieren“ wollen, meint sie. In Wien kam Sprenger schnell mit Deutschen – „oder Italienern oder Türken“ – in Kontakt, mit Österreichern hingegen war das schwieriger. Obgleich sie sich „Ausdrücke wie Grüß Gott angewohnt hat, um zu zeigen: Ich versuch es wenigstens“, blieb oft der Eindruck, dass „die Leute ihr eigenes Ding machen und dabei nicht gestört werden wollen“. Mittlerweile ist ihr Freundeskreis bunt durchmischt. Etwas jedoch vermisst sie im Umgang mit dem gleichsprachigen Fremden: Ironie. „Das wirkt manchmal so verbissen, schön wäre, wenn das öfter mit einem zwinkernden Auge geschähe.“ (Konstantin Teske/DER STANDARD-Printausgabe, 11. Dezember 2007)