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Dominique Horwitz in Neil LaButes "Wie es so läuft"

Foto: AP /Lilli Strauss
Wien - Die Erzählung vom Eheheim als Schauplatz wechselseitiger Existenzverwüstung folgt einer altehrwürdigen, indes auch schon ein wenig schimmeligen Tradition. Der US-Dramatiker und Drehbuchschreiber Neil LaBute übernimmt in Wie es so läuft die Analysetechniken Ibsens, schüttelt sie aber noch ein wenig durcheinander.

Im Wiener Josefstadt-Theater bemächtigt sich ein sozial deklassierter Parasit mit dem suspekten Gehabe eines obszön die Lippen befeuchtenden Vorzimmerintriganten (Dominique Horwitz) einer gewissen Belinda (Sandra Cervik), die er seit College-Zeiten gut zu kennen vorgibt, die er aber erotisch an einen afroamerikanischen Langstreckenläufer (Nikolaus Okonkwo) verloren geben musste. "Der Mann" redet viel ins Publikum, erweist sich aber bei Entfaltung der Szenen als höchst unzuverlässiges Verlautbarungsorgan - ein Eheschädling mit hohem Destruktionspotenzial.

Das Publikum, das geschlagene eineinhalb Stunden auf einen riesigen Container-Raum mit garantiert rostfreien Sitzbankreihen starrt (Bühne: Herbert Schäfer), erlebt die planmäßige Durchsäuerung einer höchst durchschnittlichen Screwball-Komödie mit rassistischen Gesinnungspartikeln und zynischem Beziehungs-Gossip.

Nichts soll so sein, wie es auf den ersten Blick erscheint. Belinda verdämmert folgerichtig an der Seite ihres modischen Aufsteigers, trägt mutmaßlich die Veilchen seines Jähzorns im Gesicht und blickt in Cerviks rheumalindweicher Darstellung sehnsüchtig hinter den Horizont - dorthin also, wo das Traumland des leidlich aufgeklärten Mittelstandes mit seinen Kinderkrippen und Shoppingcentern liegt.

Das alles ergäbe in Torsten Fischers langweiliger Erstaufführungsinszenierung einen tadellosen Beitrag zum globalen Popcorn-Kino. Immerhin Okonkwo vermittelt eine Ahnung von den Verletzungen, die die Kletterpartie auf der sozialen Stufenleiter mit sich gebracht haben könnte.

Auf Dauer dominiert jedoch die Freude an einer Intrige, deren Überraschungsmoment den Karren nicht mehr aus dem Einheitsbrei herauszieht. Oder: Wie es so läuft ist nicht ärgerlich. Die Lektüre eines beliebigen Richard-Yates-Buches ist der Aufführung aber bei weitem vorzuziehen. (Ronald Pohl /DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2007)