Carolin Eichhorst, Vanessa Sallmutter und Dominik Warta (v. re.) in "Effi Briest" am Schauspielhaus Graz.

Foto: Manninger
Czeloths dramaturgisch geschickte Aneignung springt über den Abstand von 112 Jahren und hinterfragt die Glückssuche einer jungen Frau unserer Zeit. Czeloth konzentriert sich auf die drei Hauptfiguren.

Dabei gelingt ihr eine in großen Zügen glaubwürdige Interpretation. Die in Fontanes so kunstvollen wie entlarvenden Plauderton eingeschobenen neuen Textpassagen bleiben freilich Fremdkörper. Auch die aktuellen politischen Verweise dienen keiner Gesellschaftsanalyse. An den älteren, politisch ehrgeizigen Geert von Instetten (leise sadistisch: Dominik Warta) verheiratet, der seinen Geltungsdrang an ihr auslebt, vermisst die junge Effi (blass: Carolin Eichhorst) Geborgenheit und Verständnis.

Sie spielt Ehefrau, wie der lebensgierige Journalist Crampas (provokant: Sebastian Reiß) bemerkt. Jahre später entdeckt Instetten die Affäre der beiden, die Ehe wird geschieden. Anders als Fontanes unglückliche Protagonistin emanzipiert sich Effi, doch zerbricht auch sie an der Entfremdung von ihrem Kind. Die schlaglichtartigen Szenen verklammert Markus Boxler durch eine stimmige Ausstattung, in der die Sehnsuchtsfarbe Blau dominiert. Viel Beifall. (frak, DER STANDARD/Printausgabe, 24./25./26.12.2007)