Bild nicht mehr verfügbar.

Wie in allen öffentlichen Gebäuden herrscht auch an den Universitäten Rauchverbot. Das Problem: Keiner hält sich dran.

Foto: APA/dpa/Haid
Es ist ein grauer Jännertag, es ist Prüfungswoche und es ist zwölf Uhr Mittags. Am Gang vor der Universitätsbibliothek stehen einige dutzend Studierende und rauchen. Die großformatigen Verbotsschilder, die überall hängen, scheinen hier niemanden zu stören, die Luft ist stickig und der Boden bedeckt mit Zigarettenstummeln.

Die selbsternannte Raucherpolizei

Mitten in der kollektiven studentischen Zigarettenpause: Auftritt zweier Männer in blauen, "offiziell" wirkenden Jacken. Sie treten zu einigen RaucherInnen. Ein Dialog entwickelt sich.

Blau gekleideter Mann(BM): Sofort die Zigarette ausmachen, bitte schön!

Rauchender Student (RS): Wieso das denn bitte?

BM: Sehn sie nicht die Schilder die hier überall hängen? Das ist verboten, wir sind die Raucherpolizei.

RS: Und was wenn ich einfach weiterrauche?

BM: Das ist ein Gesetzesverstoß, dann bekommen Sie Probleme.

RS: Auf welcher Rechtsgrundlage denn?

BM: Einfach so, das ist so.

RS: Na gut, ich rauche aber immer schon da, und ich werde nicht aufhören, wenn Sie mir nicht sagen welche Sanktionen Sie setzen wollen. Was wollen Sie da jetzt machen?

BM: Sie werden fotografiert, und die Fotos gehen ans Rektorat und werden dann gesichtet. Wenn eine Person zu oft auf den Fotos drauf ist, kriegt sie ernste Probleme.

RS: (Sprachlos) Na ok, bitte. (Wirft die Zigarette auf den Boden und tritt sie aus).

Sturm auf den Lesesaal

Die umstehende Menge ist amüsiert, rechnet aber mit einem Scherz oder Trick des "Raucherpolizisten". Einige StudentInnen lassen sich nicht so leicht abschrecken und rauchen weiter. Die "Polizisten" drohen damit, Fotos zu machen, wollen die Ausweise der Studierenden sehen. Die Debatte wird lauter, irgendwann zerstreut sich die Menge.

Einige Stunden später: Ort der Handlung ist der alt-ehrwürdige große Lesesaal der Universität Wien. Plötzlich kommt Unruhe in die versammelte Lerngemeinschaft. Fünf uniformierte Polizisten stürmen, gemeinsam mit den zwei "Raucherpolizisten", den Lesesaal. Ein Medizinstudent wird von der Polizei aufgefordert, den Saal zu verlassen und hinaus eskortiert.

"Wir wissen, wer Sie sind"

Draußen zunächst Unklarheit, was der Einsatz soll: "Wir wissen selber noch nicht, warum wir genau hier sind, angeblich wurden die Securitys angegriffen", so einer der Polizisten. Im Lauf des Tumults stellt sich heraus: Es dürfte sich doch nicht um einen Angriff gehandelt haben, sondern nur um eine Weigerung. Die nach eigenen Angaben vom Rektorat beauftragten "Securitys", wollten den Ausweis des rauchenden Studenten sehen und zückten eine Digitalkamera, um ihn zu fotografieren. Er weigerte sich, es gab einen Streit, die Uni-Beauftragten riefen die Polizei.

"Wir wissen, wer Sie sind", droht einer von beiden jetzt dem Rauch-Sünder. Der Student weigert sich erneut, seinen Ausweis herzugeben und sich fotografieren zu lassen, pocht auf seine Rechte und entschwindet in den Lesesaal. "Ich habe denen nur gesagt, dass ich mich nicht fotografieren lasse", meint er zu derStandard.at, "ist ja lächerlich dass deswegen die Polizei aufmarschiert".

Hausverbot?

Was die Rauchpolizisten mit den Fotos vorhaben? "Die schicken wir ans Rektorat, die werden dann intern gesichtet", so einer der beiden zu derStandard.at. Das sei die ihnen vom Rektorat übertragene Aufgabe. Wenn jemand "zu oft drauf" sei, dann werde das vermerkt. Was dann passiert? Darauf geben die beiden keine Antwort und verschwinden plötzlich. "Mir haben sie gedroht, dass ich dann Hausverbot bekomme und nicht mehr weiterstudieren kann", beteuert eine Jus-Studentin, die auch einmal von zwei Servicekräften beim Rauchen ertappt wurde.

Die echten Polizisten sind genervt: "Geh bitte, deswegen rufen sie uns", meint einer im Gespräch. Ob das denn nicht problematisch sei, wenn rauchende Studierende fotografiert würden und private Sicherheitskräfte Ausweise kontrollieren wollen? "Naja, was sollens denn sonst machen, irgendwie muss die Uni ja reagieren". Ob die Kontrollen rechtlich gedeckt sei? "Da müssens die Uni fragen". (Anita Zielina, derStandard.at, 23.1.2007)