Bild nicht mehr verfügbar.

Klares Indiz für einen sich abkühlenden US-Arbeitsmarkt sind die stagnierenden Löhne.

Foto: AP
Detroit – Die Rezessionsängste und die Finanzkrise in den USA kosten hunderttausende Jobs. Allein in den drei Sektoren Bau, Banken und Automobilindustrie wurden seit dem Platzen der Immobilienblase rund 500.000 Stellen abgebaut. Bei den Hypothekenfinanciers gingen laut Brancheninformationen 86.000 Arbeitsplätze verloren. Dazu kommen die Rationalisierungsprogramme bei den großen Banken wie Citigroup, Morgan Stanley und Lehman Brothers.

Für den jüngsten Höhepunkt der Kündigungswelle sorgte am Dienstag General Motors. Der größte US-Autobauer will 74.000 Beschäftigten ein Abfindungsangebot unterbreiten, kündigte der Konzern an (siehe Artikel Vollbremsung bei General Motors).

Auto-Sektor im Umbruch

Gerade der Automobilsektor der Vereinigten Staaten ist seit längerem im Umbruch, ist die Branche doch neben rückläufigen Kfz-Käufen insgesamt auch mit massiven Marktanteilsverlusten konfrontiert. Ford, die ebenfalls in den roten Zahlen kurvende Nummer zwei des Landes, will sich von 13.000 Mitarbeitern trennen, nachdem der Konzern seit 2006 bereits 46.000 Jobs gestrichen hatte. Und Chrysler – das Unternehmen bilanziert ebenfalls negativ – hat nach der Trennung von Daimler und den seit Jahren laufenden Rationalisierungen erst im Jänner den Abbau von weiteren 11.000 Stellen angekündigt. Voll im Sog der großen Autokonzerne befinden sich die Zulieferbetriebe, wo bereits eine Insolvenzwelle im Rollen sei.

Die Kfz-Industrie verzeichnet damit ähnlich hohe Jobverluste wie die Bau- und die Finanzbranche. Die massiven Rationalisierungen großer Banken wie der Citigroup sind da nur die Spitze des Eisberges. Allein die krisengeschüttelten Hypothekenfinanciers trennten sich nach Angaben des Branchendienstes "Mortgagedaily.com" von 86.000 Mitarbeitern. Insgesamt werden die Kürzungen in der US-Finanzbranche seit dem Ausbrechen der Kreditkrise auf 200.000 Stellen geschätzt.

Keineswegs besser sieht es am Bau aus, wo die Errichtung neuer Häuser und Wohnungen eingebrochen ist. Am amerikanischen Arbeitsmarkt gingen daher seit dem Platzen der Immobilienblase 236.000 Jobs verloren. Vor allem bei den auf die Errichtung von Eigenheimen spezialisierten Unternehmen wie KB Home oder Centex stehen Stellenkürzungen von 30 Prozent und mehr auf dem Programm.

Arbeitsmarkt kühlt sich ab

Dazu gesellt sich der allgemeine Trend zu Sparmaßnahmen. Yahoo hat vor dem Übernahmeangebot durch Microsoft die Kürzung der Belegschaft um 1000 Personen publiziert. Nach der Fusion der Mobilfunkgesellschaften Sprint und Nextel verlieren 4000 Mitarbeiter ihren Job, der Pharmakonzern Wyeth trennt sich von 5000 Mitarbeitern oder zehn Prozent der Belegschaft.

In der Statistik wirken sich diese Programme noch nicht dramatisch aus. Einerseits, weil die Rationalisierungsmaßnahmen großteils erst angekündigt werden, andererseits, weil andere Bereiche wie Tourismus, Gesundheit und Bildung Arbeitskräfte aufnehmen. Unter dem Strich hat die US-Wirtschaft im Jänner "nur" 17.000 Jobs verloren, meldete das Arbeitsministerium kürzlich. Das war aber immerhin das erste Mal seit vier Jahren, dass eine rückläufige Beschäftigung verzeichnet wurde. Klares Indiz für einen sich abkühlenden Arbeitsmarkt sind zudem die stagnierenden Löhne. Nun starrt alles gebannt auf die Entwicklung des Konsums, der für die US-Wirtschaft maßgeblich ist. Die sinkende Beschäftigung gilt dabei als negatives Vorzeichen. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.2.2008)