Den Käseklängen auf der Spur: TU-Professor Michael Murkovic (links) und Käsespezialist Friedrich Nussbaumer.

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Graz - Ephraim Kishon beschrieb die Fähigkeit, die Qualität reifer Früchte über den Klang zu erkennen, im "Geheimnis der Melone" mit präziser Ironie. Auf die Frage des Kunden, wie er eine reife Melone erkenne, antwortete der findige Obsthändler: "Eine Melone, die nicht ganz reif ist, macht 'plopp'. Eine Melone, die reif ist, macht 'plopp'".

Das "Plopp-Phänomen"

Dieses "Plopp-Phänomen" dürfte der Grazer TU-Wissenschafter Michael Murkovic noch im Ohr gehabt haben, als er sich über den Käse hermachte. Murkovic, Professor am Institut für Lebensmittelchemie und -technologie, erinnerte sich an die hohe Hörfähigkeit der Käsemeister: Will ein Meister den Reifegrad kontrollieren, klopft er mit einem Hammer gegen den Laib. Die Abstufungen des hohlen Klanges verraten ihm den aktuellen Käsestatus.

Murkovic hat diese "Käseklänge" jetzt digitalisiert und gemeinsam mit Robert Höldrich vom Institut für Elektronische Musik und Akustik der Grazer Kunst-Uni in eine "Käsesoftware" weiterentwickelt. Die Schwingungen im Käses werden mit einem Mikrofon aufgenommen und in die unterschiedlichen Reifekategorien umsetzt.

Skepsis über "Käseklänge"

Friedrich Nussbaumer, Chef des ältesten Grazer Käsespezialitätengeschäftes - der Standard lud zu einem Expertengespräch mit Murkovic -, ist skeptisch. Die Reife des Käses zu erkennen, dazu benötige es Erfahrung, das hänge von der Temperatur, der Dichte, der Lochung ab. "Kein Problem" sagt Murkovic. Die Software, die in einem Pocket-PC Platz hat, könne jeden Käseklangtyp erlernen.

Für die kleinen Käsereien, die viel Individualität in den Käse legen, rentiere es sich nicht, räumt Murkovic ein, größere industriellen Produzenten hingegen böte die Entwicklung eine schnelle Diagnose, ohne aus dem Käse Proben entnehmen zu müssen. (Walter Müller/Der Standard/Printausgabe/18/03/2008)