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Can’t smile without you bekommt im Musical-Sänger-Altersheim eine ganz neue Bedeutung. Im Gebiss: Roman Frankl.

Foto: APA
Wien – Am liebsten bleibt man unter sich: Das spezielle Genre Musical, weiß man spätestens nach der Premiere von Forbidden Ronacher am Sonntag, genügt sich vollkommen selbst. Musicalstars proben für eine Musical-Gala die besten Musical-Hits, für ausgewiesene Musical-Fans, versteht sich. So die Idee hinter der letzten Produktion der Vereinigten Bühnen Wien, die, vor der Wiedereröffnung des Ronacher diesen Juni, in die Museumsquartier-Halle E ausweichen musste.

Bevor man nun also den 50 Millionen Euro teuren, immer wieder verzögerten Ronacher-Umbau erneut diskutieren kann, nimmt VBW-Intendantin Kathrin Zechner das Thema lieber selbst und humorvoll auf. Denn die Proben für besagte Musical-Gala finden im Jahr 2038 statt – zur Eröffnung des Ronacher. Die Stars sind mitgealtert, die Show ist zunächst nur Beschäftigungstherapie im Künstler-Altersheim. Und weil man nicht viel falsch machen kann, wenn man in der süßen Erinnerung an einstige Erfolge schwelgt, hat Hannes Muik um eine lange Hit-Liste aus dem Musical-Best-of herum somit eine mehr als dürftige Geschichte geschrieben, die ein paar Theaterklischees bedient und ansonsten nur Stichwörter für die Songs zu liefern hat.

Ohnehin geht es in dieser von Werner Sobotka inszenierten Revue, die man als solche auch getrost als gelungen bezeichnen kann, aber eher darum, mit kurzen Anspielungen via Insider-Wissen die eingefleischten Fans zu bedienen – wir sprechen immerhin von jener Kunstform, die einzelne Stücke zehn und mehr Jahre erfolgreich in den Theatern hält.

Schlager und Popsongs

Auf der eher einfallslos biederen Bühne von Hans Kudlich halten die ehemalige Diva (Carin Filipcic) und ihre ewige Zweitbesetzung (Annette Wimmer) ihre Konkurrenz aufrecht. Der schwule Tänzer (Oliver Mühlich) schmückt den Rollstuhl mit rosa Federschals, der Frauenheld (Roman Frankl) pflegt sein Zahnpastalächeln, und nur Lili (Sigrid Hauser) hat dank Demenz das Showbusiness selig vergessen können.

Kerstin Ibald, die ganz klar den besten Auftritt in den zweieinhalb Spielstunden hat, verteilt als Pflegerin Rebecca die Tabletten. Herbert Pichler führt das VBW-Orchester solide durch die Ohrwürmer aus u. a. We Will Rock You, Elisabeth, Rebecca, Cabaret , Schlagernummern ( Guten Morgen, Sonnenschein ) und Popsongs von Roger Cicero bis hin zu Herbert Grönemeyer. Die Altstars kommen wie Gruselgeister aus ihren Heimkabinen getappt (auch unter den Hits: Muppet Show Opening ), die Musik macht wieder jung, und die aufgemalten Falten halten bis zum Schluss, nach My Generation als Rock-Einlage mit stehenden Ovationen fürs Ensemble – und das Erinnerungsvermögen der Fangemeinde. (Isabella Hager, DER STANDARD/Printausgabe, 01.04.2008)