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Diskutierten über Klimaschutz: Die dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der Sieger des Wettbewerbes Matthias Mayer, Bildungsministerin Claudia Schmied, Boris Nemsic, der Vorstandsvorsitzende der Telekom Austria, und Brigitte Ederer, Generaldirektorin von Siemens Österreich.

Foto: AP/Punz

Eva Glawischnig (Hg.): "Die Macht der Zwetschke - Junge Gedanken zum Klimawandel", erschienen im Ueberreuter Verlag

Cover: Ueberreuter
"Warum sind wir so erzogen worden, dass wir die Umwelt zerstören?" Der 17-jährige Matthias Mayer ist enttäuscht von den Erwachsenen. Er ärgert sich darüber, dass die heutige Eltern-Generation den Jugendlichen Wissen rund um Klimaschutz und Umweltpolitik vorenthalten und die Kinder in einem "falschen Lebensstil" erzogen habe.

Matthias hat den Schreibwettbewerb Clim-8, bei dem Schüler zwischen 14 und 19 Jahren Beiträge zum Thema Klimaschutz verfasst haben, gewonnen. Organisiert wurde der Wettbewerb von der dritten Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig. Der junge Tiroler Matthias schrieb "Das Märchen vom Klimawandel", der Turmbau zu Babel diente als Grundidee für seine Geschichte. Er schreibt in Form einer Mtapher davon, dass die Menschen in ihrer Zügellosigkeit, besser, schöner, größer zu sein, in ihr Unglück laufen.

Insgesamt seien 300 Arbeiten eingegangen, berichtet Glawischnig: "Die Texte waren poetisch, lustig, literarisch und kritisch." Die besten Werke wurden von einer Jury ausgewählt - unter anderem von der Direktorin der Nationalbibliothek, Johanna Rachinger - und sind nun in Buchform veröffentlicht worden.

26 Aufsätze

"Die Macht der Zwetschke", heißt der Sammelband mit 26 Aufsätzen von SchülerInnen und handelt unter anderem von Gier, Kolibris und Schustern. Der Titel ergab sich aus einem Aufsatz der 17-jährigen Elke Pruckner, die in ihrem Text "Du hast die Macht, du Zwetschke!!!" appelliert, im Sinne des Klimawandels bewusster einzukaufen.

Bundeskanzler Gusenbauer bezeichnete den Wettbewerb bei der Buchpräsentation am Dienstag im Parlament, bei der auch alle AutorInnen anwesend waren, als "großartige Initiative". Das Buch trage zur Bewusstseinbildung bei und leiste einen "entscheidenden Beitrag" bei der Auseinandersetzung mit der Klimaproblematik. Eva Glawischnig ortete in den Beiträgen eine "Anklage der jungen Generation gegenüber den Erwachsenen".

"Nicht so negativ"

Einige dieser angesprochenen und kritisierten Erwachsenen aus Wirtschaft und Politik waren am Podium anwesend. Bildungsministerin Claudia Schmied etwa als Vertreterin der Schulpolitik. Sie forderte auf der einen Seite mehr Selbst- und Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Die Schule solle nicht nur als Ort des Lernens und des Unterrichts gesehen werden, sondern als Lebensraum, wo jeder einzelne für sein Tun verantwortlich ist. Auf der anderen Seite verlangte sie aber auch klare gesetzliche Umweltschutzmaßnahmen.

Brigitte Ederer, Chefin von Siemens Österreich, sieht die Problematik um den Klimawandel "nicht so negativ". Man müsse die Prognosen zwar ernst nehmen, aber auch sehen, dass noch viele Chancen, den Umweltschutz ernsthaft anzugehen, vorhanden seien. Sie sieht die Menschen als Nutznießer und Leittragende des Klimawandels zugleich. Billige Kleidung etwa würde, wenn man dem Klimawandel den endgültigen Kampf ansage, nicht mehr zur Verfügung stehen.

"Zu Fuß in die Schule"

Telekom-Chef Boris Nemsic, neben Brigitte Ederer der zweite Podiumsvertreter der Sparte Wirtschaft, sprach ebenfalls die Frage der Balance an. Er hege große Erwartungen in die Wissenschaft, die wichtige Impulse für die Wirtschaft geben werde. Auch die Globalisierung wollte er nicht nur negativ sehen, denn man könne auch den Klimaschutz darin verpacken.

Nemsic selbst versuche auch Maßnahmen zu setzen, um auch seine beiden Kinder für die Klimapolitik zu sensibilisieren: "Wir fahren jetzt nicht mehr mit dem Auto in die Schule, sondern gehen zu Fuß oder nehmen den Bus."

"Mehr Macht"

Der Grüne Parteiobmann Alexander Van der Bellen fasste das Engagement rund um Klimapolitik in Österreich folgendermaßen zusammen: "Auf der Bekenntnisebene sind wir schon sehr weit, auf der Maßnahmenebene noch nicht." Er betonte, dass die Grünen nicht aufgeben werden, um verstärkt gezielte Maßnahmen gegen den Klimawandel durchzusetzen. "Dafür würde ich mir aber wünschen, mehr Macht zu haben", nutze Van der Bellen seine Rede auch gleich, um ein wenig Wahlwerbung zu machen.

Äpfel in Cellophan

Zum Abschluss der Veranstaltung überreichte Glawischnig - "stellvertretend für die Zwetschken" - Äpfel an die Podiumsdiskutanten. Jedoch mit einem kleinen Fauxpas: denn nicht ganz im Sinne des Schülerwettbewerbs waren die Äpfel in Cellophan-Geschenkspapier gehüllt. (rwh, derStandard.at, 1.4.2008)