Mit Wurmlöchern, ein wissenschaftliches Phänomen, das im Zusammenhang mit der Relativitätstheorie von Albert Einstein steht, will sich ein Zehnjähriger aus den USA beschäftigen.

Foto: Upi Arthur Sasse

Downey/USA - Kurz vor Ende seines zweiten Jahres am College büffelt Moshe Kai Cavalin für die Abschlussexamen in Fächern wie Mathematik, Fremdsprachen und Musik. Nicht ungewöhnlich - doch Moshe ist erst zehn Jahre alt. Mit seinen 1,38 Metern reichen seine Füße nicht auf den Boden, während der Bub im Wohnzimmer seiner Eltern in einem Vorort von Los Angeles über seinen Büchern sitzt.

"Ich lerne gerade Statistik", sagt Moshe. Sein Notendurchschnitt in Fächern wie Algebra, Geschichte, Astronomie und Sport liegt bei Eins plus. Bleiben seine Noten auf diesem Niveau, will er im kommenden Jahr vom East Los Angeles College auf eine renommierte Hochschule wechseln und dort ein vierjähriges Astrophysik-Studium beginnen.

Phänomen Wurmlöcher

Sein besonderes Interesse gilt dabei den sogenannten Wurmlöchern, ein wissenschaftliches Phänomen, das im Zusammenhang mit der Relativitätstheorie von Albert Einstein steht. Sollten Wurmlöcher tatsächlich existieren, könnten sie, gemeinsam mit Schwarzen Löchern, Zeitreisen wie in Science-Fiction-Szenarien ermöglichen. "Ich will beweisen, dass es Wurmlöcher wirklich gibt und dass all die Theorien korrekt sind", sagt Moshe.

Doch zunächst muss er seine Statistik-Hausaufgaben beenden. Danach will er mit seiner Mutter, Shu Chen Chien, für den Chinesisch-Unterricht üben. Und dann muss er sich am Piano auf Musik vorbereiten. Moshes Hintergrund ist recht international: Seine Mutter wurde in Taiwan geboren, sein Vater, Yosef Cavalin, in Brasilien als Sohn italienischer Eltern. Der Mann spricht Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Englisch, Hebräisch und Mandarin-Chinesisch. Er räumt ein, dass sein Sohn - das einzige Kind der Familie - besser Mandarin spreche als er selbst.

Nachhilfe für 20-Jährige

Moshes Professoren können sich nicht daran erinnern, je einen jüngeren Studenten unterrichtet zu haben. Moshe arbeite sehr hart, sagt Daniel Judge, sein Statistikprofessor. "Es ist eine Freude, ihn in der Klasse zu haben. Er ist ein ausgeglichener, netter kleiner Bub." In Guajao Liaos Mittelstufen-Algebrakurs schrieb sich Moshe 2006 im Alter von acht Jahren ein. Zum Ende des Schuljahrs gab er bereits einigen seiner 19 und 20 Jahre alten Kommilitonen Nachhilfe, sagt Liao. "Ich sagte seinen Eltern, dass seine Fähigkeiten das Kursniveau bei weitem überstiegen und er einen schwierigeren Kurs besuchen sollte. Aber seine Eltern wollten ihn nicht drängen."

"Ein normales Kind"

Die Eltern vermeiden es, ihren Sprössling ein Genie zu nennen. Er sei ein normales Kind, das ebenso gerne lerne wie es Fußball spiele, Jackie-Chan-Filme schaue und Spielzeugautos sammle. Moshe hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie hoch sein Intelligenzquotient ist, aber darüber sprechen möchte er nicht. Andere Studenten könnten ebenso erfolgreich sein, wenn sie intensiv lernten und sich auf ihre Arbeit konzentrierten, erklärt er.

"Er sieht die Dinge sehr einfach", sagt Statistikprofessor Judge. "Die meisten Studenten glauben, dass die Dinge schwieriger sind, als es tatsächlich der Fall ist, und sie bauen mentale Hürden vor sich auf. Moshe schaut einfach durch das Komplizierte hindurch. Es ist in keiner Weise geheimnisvoll, aber zugleich trotzdem erstaunlich." (AP)