Bozen - In Südtirol ist eine Diskussion um gemischtsprachige Kindergärten entbrannt. Immer mehr Eltern scheiben ihre Sprösslinge in den Kindergarten der anderen Sprachgruppe ein, um die Zweitsprachenkenntnisse der Kinder zu fördern. Vor allem in Bozner Kindergärten ist der Anteil der Kinder der anderen Sprachgruppe teilweise sehr hoch.

Zweite Landessprache lernen

Waren es vor einigen Jahren noch vor allem italienische Kinder, die in den deutschen Kindergarten eingeschrieben wurden, so sind es inzwischen auch immer mehr deutschsprachige Eltern, die ihre Kinder den italienischen Kindergarten schicken. Dies soll sicherstellen, dass die Kinder besser die zweite Landessprache lernen. Sogar fünf Kinder aus Osttirol besuchen aus diesem Grund den italienischen Kindergarten in Innichen und werden von den Eltern jeden Tag über die Grenze gebracht.

Autonomiestatut

Nach dem Südtiroler Autonomiestatut hat die deutschsprachige Minderheit das Anrecht auf eine Schule in der eigenen Landessprache. Aus diesem Grund sind vom Kindergarten bis zur Oberschule deutsche und italienische Einrichtungen in Südtirol vorhanden.

Wegen der Vermischungen bei den Einschreibungen machte die für die italienische Schulbildung zuständige Landesrätin Luisa Gnecchi (PD) den Vorschlag gemischtsprachiger Kindergärten. Demnach sollten in einigen Kindergärten Sektionen eingerichtet werden, in denen die zwei Kindergärtnerinnen jeweils einer der beiden Landessprachen angehören sollen. Die Landesregierung lehnte dies jedoch unter Berufung auf das Autonomiestatut ab.

Verein "Mix-ling"

Kürzlich präsentierte sich der Verein "Mix-ling: Eltern für eine gemischtsprachige Kultur" der Öffentlichkeit. Er fordert zwei- und dreisprachige Schulen als Zusatzangebot zu den bestehenden einsprachigen Schulen. Der Verein forderte zudem eine Öffnung der Politik für mehrsprachige Initiativen. Zudem solle Angebote geschaffen werden, um den Kontakt zwischen den Sprachgruppen und den Kulturen zu fördern. Sprachkenntnisse sollten als Ressource gesehen werden. Verwiesen wurde auch auf eine seit 2005 bestehende Kooperation zwischen Trient und Innsbruck, über die zweisprachige Schulen angeboten werden. Südtirol, das alle Voraussetzungen dafür habe, stehe unter dieser Brücke, die geschlagen wurde, kritisierten die Eltern. (APA)