Wien - Im Zuge der Novellierung des Universitätsgesetzes 2002 hat der Wissenschaftsrat bei seiner jüngsten Sitzung Empfehlungen ausgesprochen. Zum einen rät er zur Einführung von eignungsorientierten Zulassungsregelungen, in Verbindung mit einer intensiven Studienberatung. Diese Regelung solle alle Studieneingangsphasen, also sowohl Eintritt ins Studium, als auch Übergang zu Master- und Doktoratsstudien betreffen.

Freier Zugang hat "versagt"

Die Forderung nach Abschaffung des freien Zugangs zu den Hochschulen begründet der Rat damit, dass dieser "versagt hat": Es sei "weder gelungen, den Universitätszugang gerechter zu gestalten, noch vermag es das bestehende System, Studierende an die ihren Neigungen und Begabungen am besten entsprechenden Studien heranzuführen".

Der Wissenschaftsrat lehnt weiters die Bildung einer einheitlichen Kurie ab, die alle unbefristet beschäftigten WissenschafterInnen umfassen soll. Eine derartige Maßnahme würde in ein Kuriendenken zurückführen, das sich überlebt hat und Ursache dafür war, dass die Einheit der österreichischen Universität in einem interessendominierten Gruppendenken zerbrach. Stattdessen empfiehlt der Wissenschaftsrat ein neues Konzept der Mitverantwortung. Kritik von Broukal Abgeordneter Josef Broukal kritisierte zunächst, dass man sich bei der Befragung im Vorfeld der Erstellung des Entwurfs zu einer UG-Novelle zu wenig mit den Argumenten der neuen Universitätsräte auseinander gesetzt habe. Er sah auch keine Weiterentwicklung im Bezug auf die Mitbestimmung. Broukal machte in diesem Zusammenhang klar, dass er die mit dem UG 2002 vorgenommene Zurückdrängung der Mitbestimmung ablehnt. Auch Abgeordneter Erwin Niederwieser sprach sich für eine Stärkung der Mitbestimmungsrechte aus. Positiver sah Abgeordnete Gertrude Brinek die geplante Novelle. Das UG 2002 sei zu einem Modell für viele andere EU-Staaten geworden. Es gehe um eine systematische Verbesserung, sagte sie, und für den Mittelbau stünden die Kollektivvertragsverhandlungen im Vordergrund. Man tue gut daran, die "sui generis-Lösung" für die Universitäten zu belassen und aus ihnen keine Kapitalgesellschaft zu machen. Grünewald enttäuscht Abgeordneter Kurt Grünewald zeigte sich enttäuscht über die ins Auge gefassten Neuerungen zum UG 2002. Diese beträfen offensichtlich nur eine Schärfung und Konkretisierung der Bestimmungen. Er hätte sich mehr Mut gewünscht und gehofft, dass man seitens der Regierung die Novelle als eine Chance sieht, größere Schritte zu setzen. Vor allem sollten die jüngeren Leute, die an den Universitäten forschen und initiativ sind, motivieren und ihnen auch ein Mitspracherecht einräumen. Wie die SPÖ sprach er sich daher für die Schaffung einer Kurie sowie dafür aus, den Senat aufzuwerten und ihm Mitentscheidungsrechte zu geben. (red, derStandard.at, 27. Mai 2008)