Letzte Meldung aus der Wiener Fanmeile: 60 Tonnen Leberkäse brutzeln quasi schon für die hungrigen Fanmäuler vor sich hin. Ansonsten ist noch nichts am Köcheln, am allerwenigsten die Stimmung; kurz vor Beginn der Fußball-EM wird allerorts über die fehlende EUROphorie geklagt. Die Organisation sei perfekt, aber er vermisse die Aufbruchsstimmung, sagte ein deutscher Journalist am Freitag in die ORF-Kameras.

Der Mann ist immerhin in bester Gesellschaft. Gemault wird tatsächlich viel, zum Beispiel auch anhaltend über den Turnier-Ball. Oder über die teils wirklich drastischen Sicherheitsvorkehrungen, die zwar notwendig sein mögen, aber genau deshalb die Bewohner der Austragungsstädte vorerst lediglich mit einem unguten Bauchgefühl zurücklassen. Und von den alles in allem doch recht, sagen wir, theoretischen Chancen der Gastgeber-Teams war noch nicht mal die Rede.

Und jetzt, was wird das – die EURO der Suderanten?

Oder könnte vielleicht doch ein tolles Fußball-Fest draus werden, auch wenn "wir" uns vermutlich nicht jederzeit und überall selbst feiern werden können ("It could be a horrible few weeks for the hosts", schreibt etwa der Guardian für das österreichische Fußball-Nationalteam schwierige Tage herbei)?

Auf dem Spielfeld wird's wohl tatsächlich schwierig werden, aber ein anderer EM-Titel ist für die oft so sehr auf ihre Außenwirkung bedachten "Ösis" durchaus in Reichweite: jener der Gastfreundschaft und der Lebensfreude. Und dass die Österreicher als gute Gastgeber mit ihren Gästen ausgiebig mitfeiern, da sollte in der oft gar nicht so spaßig "Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten" genannten Alpenrepublik definitiv - nichts dagegen sprechen.

Machen wir es uns also nicht so schwer. Freuen wir uns auf Fußball auf höchstem Niveau, auf spannende Matches und dramatische Entscheidungen, kurz: auf ein geiles Fest, das ganz Europa drei Wochen lang in seinen Bann ziehen wird.

Der Leberkäse ist angerichtet. (Martin Putschögl, derStandard.at, 7.6.2008)